09 Nov. 2021 Canyon.com
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Abenteuer pur: Tiffany Cromwells erste Gravel-Saison

Wir haben mit Tiffany Cromwell über ihren Sprung von der Spitze der Rennradszene ins kalte Wasser ihrer ersten Gravel-Saison gesprochen

Abenteuer pur: Tiffany Cromwells erste Gravel-Saison 2021 war die erste Gravel-Saison für Tiffany Cromwell.

Im professionellen Rennrad-Peloton gehört Tiffany Cromwell zu den ambitioniertesten Fahrerinnen. Sie blickt auf über 10 Jahre Profi-Erfahrung zurück und hofft, ihre Erfolgsstory noch einige Jahre lang als wichtiges Teammitglied von Canyon//SRAM Racing aufrecht erhalten zu können.

Bisher feierte Sie ihre größten Erfolge bei Straßenrennen, doch inzwischen hat sie sich auch in der Gravel-Disziplin einen Namen gemacht. Als Gewinnerin des letzten Belgian Waffle Ride in Kansas hat Tiffany bewiesen, dass sich die beiden Disziplinen auch auf Profiniveau gut miteinander vereinen lassen.

Zum Launch des Canyon Grail CF SL 7 Race CSR – mit dem Tiff ihre Gravel-Rennen bestreitet – haben wir mit ihr über ihre Gravel-Saison und ihre Pläne für die Zukunft gesprochen.

Was gefällt dir beim Graveln am besten und warum?

Ich liebe die Freiheit, mit meinem Gravel Bike neue Wege und Orte zu erkunden. Da muss ich mir keine Sorgen machen, wenn ich mal falsch abbiege, weil ich weiß, dass mein Gravel Bike auch mit unwegsamem Gelände zurechtkommt. Mit dem Rennrad hat man dagegen immer die Befürchtung, etwas könnte kaputt gehen. Mit dem Gravel Bike bin ich abenteuerlustiger, kann dem Straßenverkehr entkommen und das Beste aus beiden Welten genießen. Ich liebe die Freiheit, mit meinem Gravel Bike neue Wege und Orte zu erkunden.

Ich liebe die Freiheit, mit meinem Gravel Bike neue Wege und Orte zu erkunden.

Tiffany Cromwell - Canyon//SRAM Racing
Tiffany Cromwell

Was gefällt dir an Gravel-Rennen besonders gut?

Ich liebe die Atmosphäre und das Gemeinschaftsgefühl bei Gravel-Rennen. Alle sind dabei, um gemeinsam eine gute Zeit zu haben, und es geht weniger um das Ego als bei Straßenrennen. Es gibt viel weniger Leistungsdruck und einen echten Gemeinschaftssinn. Ich finde es toll, dass die Teilnehmer vor und nach dem Rennen einfach noch zusammen abhängen und bei einem Bier gemeinsam eine gute Zeit haben. Die Rennen selbst machen Spaß und sind gleichzeitig anspruchsvoll, und ich finde es toll, dass Gravel so inklusiv und offen für alle ist. Du kannst bei einem Rennen um den Sieg kämpfen oder einfach dein Ding machen, dir Zeit lassen und das Rennen mit deinen Freunden genießen – oder schauen, ob du es überhaupt ins Ziel schaffst. Es ist ein viel entspannteres Gefühl als bei Straßenrennen.

Was ist für dich das Schwierigste an Gravel-Rennen und warum?

Die meisten Gravel-Rennen sind sehr lang; je nach Rennen ist man 5–10 Stunden oder länger unterwegs. Im Vergleich dazu dauern meine Straßenrennen in der Regel 3–4 Stunden. Das war für mich die größte Umstellung. Bei den typischen Strassenrennen gehen die Männer zuerst an den Start, sodass es für mich als Frau die beste Strategie ist, so lange wie möglich mitzuhalten und das Rennen als „Last Woman Standing“ zu gewinnen. Das bedeutet aber auch, dass ich oft gleich zu Beginn an oder über meinem Limit fahren muss, und es ist nicht leicht, diese Leistung über das ganze Rennen aufrecht zu erhalten.

Die meisten Gravel-Rennen werden ohne Support ausgetragen, also muss man seine gesamte Verpflegung selbst transportieren und jegliche Pannen selbst beheben. Das muss ich bei meiner Strategie ebenfalls berücksichtigen. Bei Straßenrennen muss ich mir um diese Dinge keine Gedanken machen, da wir immer ein ganzes Team zur Unterstützung dabeihaben.

Die frühen Startzeiten sind für mich auch gewöhnungsbedürftig. Viele Rennen starten bereits bei Sonnenaufgang, also muss ich schon nachts meine Energiespeicher auffüllen und versuchen, alles vor dem frühen Start verdaut zu haben. Ich bin nicht gerade eine Frühaufsteherin und das ist ein Teil der Gravel-Disziplin, an dem ich noch arbeiten muss.

Tiffany Cromwell Tiffany genießt das Gemeinschaftsgefühl bei Gravel-Rennen.

Welche Tipps hast du für alle, die mit dem Graveln oder Gravel-Rennen anfangen möchten?

Der beste Tipp, den ich allen interessierten geben kann - einfach ausprobieren! Plant eine Route, die Gravel-Abschnitte beinhaltet, oder fangt mit einfachen Gravelstrecken an und arbeitet euch hoch, bis ihr auch den ein oder anderen Singletrack und andere technische Abschnitte ausprobiert.

Habt keine Angst davor, euch zu verirren oder eure Komfortzone zu verlassen. Für Gravel-Rennen gilt das Gleiche: sucht euch ein Rennen und nehmt einfach teil. Bei den meisten Events gibt es mehrere Distanzen, sodass ihr mit einem kürzeren Rennen anfangen und euch nach und nach zum Hauptrennen entwickeln könnt. Fangt also lieber mit einem kurzen Rennen an, als euch direkt den langen Strecken zu stellen. Und habt keine Angst Fragen zu stellen: meiner Erfahrung nach sind Graveler sehr hilfsbereit und haben immer gute Tipps auf Lager – sei es in Puncto Verpflegungsstrategie, Reifendruck oder bei der Wahl des besten Bieres nach dem Rennen! Es ist eine wirklich nette Community.

Wie übertragen sich deine Rennrad-Skills auf Gravel-Rennen?

Ein Großteil meiner Fahrtechnik ist auf jeden Fall auch bei Gravel-Rennen hilfreich, vor allem im dichten Gedränge nach dem Start. Zu wissen, wie man sich an den Rädern orientiert, um im Windschatten zu fahren, ist definitiv ein Vorteil. Viele Leute, die Gravel-Rennen fahren, sind sehr stark, haben aber nicht die Rennerfahrung, um gut in der Gruppe zu fahren und daraus Vorteile zu ziehen. Meine Taktik-Kenntnisse sind auch viel wert. Ich verstehe, wie ein Rennen funktioniert, und kann das zu meinem Vorteil nutzen, wenn es darum geht, schneller als meine Gegner zu sein. Außerdem weiß ich, wie ich mich positionieren muss, um bei einem Massensprint gut abzuschneiden.

Wie unterscheidet sich dein Training für Gravel von der Straße?

Der größte Unterschied sind die Distanzen und natürlich das unterschiedliche Terrain. Bei Gravel-Rennen muss man schlicht und einfach viel Zeit im Sattel verbringen. Es ist bei weitem nicht so spezifisch wie Rennrad-Training; zum Beispiel braucht man für Gravel eigentlich kein Intervalltraining. Da die meisten Rennen sehr lang sind, geht es vor allem um gute Ausdauer auf verschiedenen Untergründen und die Fähigkeit, auch auf Schotter und weichem Untergrund ausreichend Druck auf das Pedal zu bringen. Das Training für die Straße ist weitaus spezifischer, da es auf verschiedene Anforderungen und ein anderes Tempo ausgelegt ist.

Tiffany Cromwell Das neue Canyon Grail CF SL 7 Race CSR ist die ultimative Gravel-Racing-Maschine.

Wo würdest du am liebsten mit deinem Gravel Bike zu einem Rennen antreten?

Natürlich wäre es großartig, ein Rennen in meiner Heimatstadt Adelaide oder generell in Australien zu fahren. Außerdem würde ich sehr gerne mit dem Gravel Bike in Skandinavien antreten. Es gibt ein Rennen in Island das ziemlich spektakulär aussieht, das könnte Spaß machen!

Gravel-Fahrer sind sehr hilfsbereit und haben immer gute Tipps auf Lager – auch bei der Wahl des besten Bieres nach dem Rennen!

Tiffany Cromwell - Canyon//SRAM Racing
Tiffany Cromwell Tiffany gewinnt beim Belgian Waffle Ride in Kansas. | © Shafik Kadi

Was sind deine Pläne für 2022, und wie sieht es mit der Balance zwischen Gravel und Straße aus?

Wir haben noch keine konkrete Planung für 2022 gemacht. Ich werde aber wohl ein gemischtes Programm aus Gravel und Straße fahren. Dazu gehören für mich die großen Straßenrennen wie die Frühlingsklassiker, die Tour de France Femmes, und die Weltmeisterschaften [die 2022 in Tiffanys Heimatland Australien ausgetragen werden]. Idealerweise finden sich dazwischen ein paar längere Unterbrechungen, in denen ich ohne Stress an Gravel-Rennen teilnehmen kann. Die UCI führt erstmals ihren „World Calendar for Gravel“ und eine Gravel-Weltmeisterschaft ein, die wir abwarten müssen, bevor wir meine Pläne finalisieren können.

Ich freue mich sehr auf 2022 und die spannenden Rennen, auf die wir uns sowohl auf der Straße als auch im Gravel freuen können.

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