20 Jul. 2022 Canyon.com
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So gewinnst du ein Bikepacking-Rennen

Wir haben mit Jonas Fischer von RAD RACE über seine Tipps und Tricks gesprochen, wie man ein Bikepacking-Rennen gewinnt.

So gewinnst du ein Bikepacking-Rennen Was braucht es, um ein Bikepacking-Rennen zu gewinnen? | © Bjoern Reschabek/RAD RACE

Wenn du schon einmal an einem Gravel-Rennen teilgenommen hast, überlegst du dir vielleicht, als nächste große Herausforderung an einem Bikepacking-Rennen teilzunehmen. Bikepacking wird immer beliebter. Deshalb gibt es auch immer mehr Rennen, sowohl in deiner Nähe also auch weiter entfernt, für die du dich anmelden kannst.

Was ist ein Bikepacking-Rennen?

Bikepacking-Rennen sind Langstrecken-Rennen in unterschiedlichem Terrain, bei denen sich die Fahrer selbst versorgen müssen. Das erste Bikepacking-Rennen überhaupt war die Tour Divide, ein 4.417 km langes Rennen entlang der Great Divide Mountainbike-Route von Banff, Kanada, bis nach Antelope Wells, New Mexico.

Inzwischen gibt es aber viele Rennen auf der ganzen Welt. Neben der Tour Divide sind folgende Veranstaltungen beliebt:

  • Transcontinental Race (Europa)
  • Silk Road Mountain Race (Kirgisistan)
  • Colorado Trail Race (USA)
  • Arizona Trail Race (USA)
  • Italy Divide (Italien)
  • French Divide (Frankreich)


Durch die wachsende Anzahl an Bikepacking-Rennen wird auch der Wettbewerb bei diesen Veranstaltungen zunehmend größer. Was braucht es also, um zu gewinnen? Es wäre doch sinnvoll, jemanden zu fragen, der schon ein paar Bikepacking-Rennen gewonnen hat, oder? Wir glauben, dass man am besten die Person fragt, die den zweiten Platz belegt hat.

Wir haben mit RAD RACE-Fahrer Jonas Fischer gesprochen. Er fährt schon seit seiner Kindheit Fahrrad, doch dieses Jahr wollte er sich einer größeren Herausforderung stellen.

„Mein erstes Rennen bin ich mit 11 Jahren gefahren und ein Leben ohne Fahrräder kann ich mir nicht vorstellen“, sagt Jonas. „Ich habe mit Jugend-Straßenrennen angefangen, kam dann zu Fixed-Gear-Rädern und Bikepacking-Urlauben bis hin zu eintägigen Gravel-Rennen in Deutschland.“

Nachdem er an einigen Events teilgenommen hatte, beschloss Jonas, an einem sogenannten Self-Supported-Rennen, wo die Fahrer sich selbst versorgen müssen, teilzunehmen, und meldete sich für ein Bikepacking-Rennen an: Seven Serpents

So gewinnst du ein Bikepacking-Rennen Slowenien ist aufgrund seiner atemberaubenden Landschaften ein besonders beliebtes Bikepacking-Ziel. | © Dennis Arndt/RAD RACE
Was ist das Seven Serpents?

„Ich habe das Rennen online auf Instagram gesehen und die Bilder haben mich überzeugt!“, lacht Jonas und erklärt, wie er überhaupt auf das Rennen gestoßen ist. „Es ist in einer schönen Gegend, es gibt tolle Schotterwege, es ist nicht im alpinen Bereich, wo ich spezielle Ausrüstung benötige. Also dachte ich, dass ich mit der Ausrüstung, die ich bereits hatte, gut zurechtkommen würde.“

Die Route des Seven Serpents beginnt in Ljubljana in Slowenien und endet in Triest in Italien. Obwohl die Entfernung zwischen Start und Ziel weniger als 100 km Luftlinie beträgt, müssen die Rennteilnehmer insgesamt 800 km zurücklegen und sieben Kontrollpunkte ansteuern.

So gewinnst du ein Bikepacking-Rennen

Am Seven Serpents teilnehmen

Da es das erste Bikepacking-Rennen von Jonas war, war er besonders gespannt auf das Abenteuer. „Slowenien war wie erwartet: wirklich großartige Gravel-Strecken, angenehmer Schotter, auf dem man schnell unterwegs war, ein paar technische Abschnitte, manchmal musste man absteigen und ein Stück schieben. Es war eine wirklich tolle Mischung“, sagt er.

Es gab aber nicht nur schöne Schotterwege. In Kroatien erwarteten ihn unzählige Schlaglöcher und Abschnitte, wo er sein Rad schieben oder schultern musste. Wenn er einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz herausfahren wollte, war es ein echter Härtetest, da ihm die Müdigkeit zu schaffen machte.

Durch die zusätzliche Herausforderung, die Fähren zu und von den Inseln zu erwischen, ging es nicht einfach nur um Schnelligkeit, sondern vielmehr um effizientes Zeitmanagement.

Die Uhr steht niemals still

Wenn du bei einem Bikepacking-Rennen gewinnen möchtest, ist es wichtig, dass du deine Pausen optimal planst. Jeder Moment, den du nicht in Richtung Ziel fährst, arbeitet gegen dich. Jonas wusste, dass er innerhalb seiner Grenzen bleiben musste, um 800 km hartes Fahren zu bewältigen. Darüber hinaus fuhr die letzte Fähre von der zweiten Insel zurück auf das Festland um 19 Uhr. Wenn er sie verpasste, musste er bis zum nächsten Morgen warten, um die Überfahrt zu machen.

„Ich wusste, dass ich, wenn ich die Fähre um 14 Uhr von der ersten Insel nehmen würde, fünf Stunden Zeit hatte, um die 80 km auf der zweiten Insel zu bewältigen, was ausreichend Zeit war“, sagt Jonas. „Ich war am Ende meiner Kräfte, als ich die zweite Fähre erreichte“, gesteht er, und zwar aufgrund des harten Terrains. Leider war die Pizzeria am Hafen bei Jonas‘ Ankunft geschlossen, weshalb er sich stattdessen für eine Ruhepause entschied.

Schlafstrategien können bei Bikepacking-Rennen eine entscheidende Rolle spielen. Es ist ein Kompromiss zwischen ständiger Vorwärtsbewegung und Erholung, um danach schneller fahren zu können. Ob dies die Fahrer dazu ermutigt, übermüdet zu fahren, ist umstritten (bei einigen Rennen sind inzwischen Ruhezeiten vorgeschrieben), aber die meisten Fahrer schlafen jede Nacht zumindest ein paar Stunden.

„Ich habe zu lange gebraucht, um meinen Schlafplatz einzurichten, habe vier Stunden geschlafen und brauchte zu lange, um alles wieder einzupacken und die letzten 280 km in Angriff zu nehmen”, sagt Jonas und überlegt, was er beim nächsten Mal besser machen könnte. „Dass ich an diesem Abend nichts gegessen habe, hat nicht geholfen [my riding in the morning], und der Halt im Supermarkt hat auch ziemlich lange gedauert!“

Die Moral von der Geschichte: Halte deine Stopps kurz und effizient.

Das richtige Rad für ein Bikepacking-Rennen

„Ich habe mich für das Canyon Grizl entschieden, weil ich einen Aero-Lenker haben wollte“, erklärt Jonas seine Entscheidung zwischen diesem und dem Canyon Grail. Er sah auch die Vorteile des Lenkers des Grails, aber die breiteren Reifen waren schließlich das Zünglein an der Waage bei der Frage, welches Gravel-Bike er wählen sollte.

„Als ich die Grenze nach Kroatien überquerte, dachte ich: ‚Hmm, ich habe 40 mm breite Reifen, aber 50 mm wären jetzt auch schön!‘“, lacht er und beschreibt die riesigen Steine und Schlaglöcher, die vor ihm lagen. Er hielt durch, aber schließlich schlief er für ein paar Stunden.

„Nach zwei Stunden Schlaf in der ersten Nacht erreichte ich die erste Insel und dachte: ,Ich brauche nicht nur 50-mm-Reifen, ich hätte gerne einen Hardtail‘, denn die Wege waren wirklich anspruchsvoll“, fügt er hinzu.

Die Entscheidung, welches Bike für ein Bikepacking-Rennen am besten geeignet ist, ist sehr schwierig, wenn man das Gelände nicht kennt. Da dies die erste Ausgabe des Rennens war, gab es keine vorherigen Fahrer, auf die sich die Entscheidung hätte stützen können. Die richtige Wahl ist vielleicht für 60 % des Rennens perfekt. Für die restlichen 40 % wäre ein anderes Bike vielleicht besser geeignet. Natürlich erhalten die Fahrer bei Bikepacking-Rennen keine fremde Hilfe, daher gibt es auch keinen Van mit einem Ersatzrad. Letztendlich ist es ein Kompromiss und meistens ist das beste Bikepacking-Bike das, welches du bereits hast.

So gewinnst du ein Bikepacking-Rennen Die Vorbereitung vor dem Rennen ist entscheidend. | © RAD RACE
Leichte, renntaugliche Ausrüstung

Die Gesetze der Physik schreiben vor, dass Fahrer, die weniger dabeihaben, schneller unterwegs sind (unter ansonsten gleichen Voraussetzungen). Bei geringerem Gewicht benötigst du weniger Kraft, um deine Geschwindigkeit zu halten. Wenn du mehrere Tage lang schnell fahren möchtest, ist es also empfehlenswert, leichte Ausrüstung zu nutzen.

Allerdings muss man dafür auch Kompromisse eingehen.

Eine leichte Ausrüstung ist teuer und kann manchmal auch weniger komfortabel sein. Wenn du bereit und in der Lage bist, Geld für Ausrüstung auszugeben, von der du glaubst, dass sie dir helfen wird, die Ergebnisse zu erzielen, die du dir erhoffst, dann gibt es jede Menge Informationen darüber, wie du das Gewicht reduzieren kannst.

Eine Bikepacking-Liste ist ein guter Anfang, wenn du solch ein Rennen bestreiten möchtest. Notiere alles, was du mitnehmen möchtest, und reduziere es bis aufs Nötigste. Auf was kannst du absolut nicht verzichten? Wenn du mit der Auswahl zufrieden bist, solltest du eine Nacht darüber schlafen und dir überlegen, ob du nicht noch etwas benötigst oder etwas zu Hause lassen kannst. Versuche, kurz vor dem Start des Rennens nicht mehr zu ändern, und finde heraus, wie du deine Bikepacking-Taschen richtig packst.

Jonas erzählte während unseres Gesprächs von seiner Ausrüstung und sagte, er hätte sich gewünscht, dass er weniger Essen mitgenommen hätte und vielleicht keine Wasserflaschen, sondern eine Weste mit Trinkblase. Am Ende entschied er sich, nicht in die zusätzliche Ausrüstung zu investieren und stattdessen das zu nutzen, was er bereits hatte.

Wann du dein Rad schieben oder schultern solltest

Bikepacking-Strecken variieren in Schwierigkeit, Länge und sogar Fahrbarkeit. Strecken auf Websites wie bikepacking.com beinhalten den Prozentsatz der Strecke, die du tatsächlich fahren kannst. Die Alternative zum Fahren ist natürlich, dein Bike zu schieben. Dies wird liebevoll auch als Hike-a-Bike bezeichnet.

Wenn der Trail zu ruppig wird, um ihn zu befahren, ist es an der Zeit, andere Muskelgruppen zu verwenden. Ein Blick auf die Karte kann zeigen, wo sich diese Abschnitte befinden. Sieh dir die Höhenlinien und die Art des Wegs oder Trails (falls vorhanden) genau an. Die Zeiten anderer Fahrer für diese Abschnitte zeigen, wie schnell sie tatsächlich gefahren sind.

Auf der Insel Krk im kroatischen Teil des Rennens hatte Jonas die Gelegenheit zu echtem Hike-a-Bike. „Ich wusste, dass es einen Teil gab, den man nicht fahren kann. Es ist ein extrem steiler Berg und dazu noch ein Wanderweg“, sagt er und gibt zu, dass er viel zu lange in Hamburg gelebt hat, wo es flach ist und es keine Berge gibt. „Ich bin es gewohnt, mein Fahrrad zu fahren, anstatt es zu tragen. Zu diesem Zeitpunkt [in the race]war es nicht einmal möglich, das Bike zu schieben, weil sich auf dem Weg riesige Felsen befanden! Auf meiner To-do-Liste steht jetzt zu lernen, wie man sein Rad einen Kilometer lang trägt!“

So gewinnst du ein Bikepacking-Rennen Feiere den Sieg bei deinem nächsten Bikepacking-Rennen mit unseren Tipps. | © RAD RACE
Tipps, wie du ein Bikepacking-Rennen gewinnst

Jonas erreichte bei diesem Bikepacking-Rennen durch Slowenien, Kroatien und Italien den zweiten Platz. Er hat viel gelernt und weiß nun, was nötig ist, um ein Bikepacking-Rennen zu gewinnen. Hier ist eine Zusammenfassung dessen, was er gelernt hat.


  • Gehe es langsam an. Auf längeren Rennen braucht man Reserven. Gib am Anfang nicht alles, so dass du dann für den Rest des Rennens keine Reserven mehr übrig hast. Kenne deine Grenzen und überschreite sie nicht.
  • Die Bikepacking-Community ist freundlich und offen für Anfänger, also stelle anderen Fragen. Sie sind möglicherweise erfahrener und am besten in der Lage, Tipps und Ratschläge zu geben. Wenn du Glück hast, erhältst du Informationen über lokale Begebenheiten des Landes oder des Orts.
  • Lerne dazu und bereite dich vor. Von der Wartung deines Fahrrads am Wegesrand bis hin zu mehr Kraft, wenn du ein Rad schieben oder schultern musst. Man kann nie zu viele Fähigkeiten auf und abseits des Rads haben, besonders, wenn man mitten im Nirgendwo ist.
  • Nutze deine Zeit effizient. Reduziere deine Stopps auf ein Minimum und plane sie vorher ein. Erledige pro Stopp mehrere Dinge wie Toilettengang, Essen kaufen und GPS-Gerät aufladen.
  • Investiere in leichte Ausrüstung. Wenn du Bikepacking und Rennen liebst, wirst du es wahrscheinlich mehr genießen, wenn du nicht unnötige Kilos mit dir schleppst. Dazu gehören Radbekleidung, Fahrradkomponenten und Fahrradpacking-Zubehör wie Bikepacking-Taschen, GPS-Halterungen und Wasserflaschen.
  • Schau dir die Route an. Mach dich damit vertraut, wo du fahren wirst. Speichere auf deinem GPS-Gerät benutzerdefinierte Hinweise, wann du auf einen Anstieg triffst. Überprüfe die Segmente auf Strava oder schau dir eine Karte der Region genauer an. So weißt du auch, wo du dich mit Nachschub versorgen kannst.

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