Elektronische oder mechanische Schaltung: Was du wissen musst
Profis schwören auf die elektronische Schaltung für ihr Fahrrad – aber hat die mechanische damit ausgedient? Wir erklären dir, wann es sich lohnt, elektronisch zu schalten und wer lieber mechanisch schalten sollte.
Egal, ob elektronische oder mechanische Schaltung am Fahrrad – beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Wir geben dir eine Übersicht über die wichtigsten Anwendungskriterien und erklären dir, für welchen Fahrradtyp sich welche Schaltungsart am besten eignet.
Inhalt
Einführung in elektronische und mechanische Schaltungen
Werfen wir einen Blick auf die Funktionsweise – was ist der Unterschied zwischen „mechanisch“ und „elektrisch“? Die mechanische Schaltung besteht aus dem Schaltwerk, dem Umwerfer, dem Schalthebel und Bowdenzügen. Betätigst du den Schalthebel, werden die Bowdenzüge aktiviert. Das sind dünne Drähte, die meist im Rahmen versteckt sind. Sie verbinden den Schalthebel mit dem Umwerfer und dem Schaltwerk. Der Umwerfer sorgt dafür, dass die Kette vorn auf ein passendes Kettenblatt gehoben wird. Das Schaltwerk hinten setzt die Kette auf ein anderes Ritzel.
Bei elektronischer Schaltung, wie z. B. der Shimano Ultegra Di2-Reihe, sorgt statt der Bowdenzüge ein Motor für den Wechsel des Gangs. Bei Knopfdruck setzt er Schaltwerk und Umwerfer in Bewegung – entweder über ein Kabel oder per Funk, wie bei der Rival eTAP AXS von SRAM.
Vor- und Nachteile der mechanischen Schaltung
Vorteile der mechanischen Schaltung:
Robust und schnell reparierbar: Die mechanische Schaltung muss selten repariert werden. Wenn doch, ist es leicht, den Fehler zu finden und zu beheben. Jede Fahrradwerkstatt der Welt kann dir helfen. Der Aufbau ist simpel – ein Vorteil, wenn du selbst schraubst.
Leicht und günstig: Sie bringt wenig Gewicht mit und ist günstig. Schaltwerke gibt es ab 10 Euro – natürlich ist die Skala nach oben offen.
Unabhängig von Strom: Im Gegensatz zu elektronischen Systemen benötigen mechanische Schaltungen keinen Akku und funktionieren daher jederzeit – unabhängig von der Stromversorgung.
Nachteile der mechanischen Schaltung:
Verschleiß auch bei guter Wartung: Der Bowdenzug muss in regelmäßigen Abständen eingestellt werden, damit die Zugleistung passt. Und egal, wie gut du ihn wartest: Du musst ihn eines Tages austauschen, weil er sich dehnt und die Schaltung immer unpräziser wird. Das macht sich bemerkbar, wenn die Kette beim Wechsel des Gangs über die Ritzel rattert oder zwischen zwei Gängen hängt.
Kraftaufwand: Im Sprint oder am Berg kann es anstrengend sein, bis zum passenden Gang zu schalten.
Grenzen der Schaltbandbreite: Die Bauart der mechanischen Schaltung lässt nur eine begrenzte Anzahl an Gängen zwischen dem größten und dem kleinsten Gang zu.
Vor- und Nachteile der elektronischen Schaltung
Vorteile der elektronischen Schaltung:
Wenig Kraftaufwand: Du musst nur einen Knopf betätigen, um zu schalten. Die Schaltung lässt sich auch so einstellen, dass du bei länger gedrückt gehaltenem Knopf mehrere Gänge durchschalten kannst.
Sicher, sanft und präzise: Elektronische Schaltsysteme sind sehr präzise. Es gibt keinen Bowdenzug, der die Kette haken oder die Schaltung ruckeln lassen könnte. Dadurch wird der Gang stets in der gleichen Geschwindigkeit und sehr sanft gewechselt. Außerdem hast du eine höhere Schaltbandbreite.
Kein Verschleiß, einfache Wartung: Wenn es keinen Zug gibt, gibt es auch weniger Verschleiß. Die Komponenten müssen seltener gewartet und nicht nachgestellt werden.
Gut im Gelände: Die elektronische Schaltung funktioniert besser bei Matsch und Dreck und ist damit gerade für Cyclocross geeignet.
Schickes Bike ohne Kabel: Besonders wenn du Schaltungen wählst, die mit Funk arbeiten, profitierst du von einer schöneren Optik, da keine Kabel verlegt werden.
Für echte Fahrrad-Nerds: Die elektronische Schaltung ist individuell an deine Bedürfnisse anpassbar. Du kannst die Funktion der Hebel tauschen, zusätzliche Schaltknöpfe installieren oder mehr Daten zur Fahrweise tracken. Außerdem ist es möglich, die Schaltung mit anderen Komponenten wie z. B. einem GPS-Tracker zu kombinieren.
Nachteile der elektronischen Schaltung:
Schweres Kaliber: Ist die Fahrradschaltung elektronisch, bringt sie im Schnitt 300 bis 400 Gramm mehr mit – bis zu einem Kilo im Extremfall. Achtest du auf möglichst wenig Gewicht, ist das ein Ausschlusskriterium.
Nicht das Aufladen vergessen: Wenn du vergisst, den Akku zu laden, ist Schalten nicht mehr möglich und die Tour kann sehr frustrierend verlaufen. Ein Manko ist, dass du den Ladezustand oft nicht direkt an der Schaltung, sondern nur in der App siehst. Übrigens: Schaltsysteme von SRAM und Campagnolo haben Akkus, die du zum Aufladen herausnehmen kannst. Bei Modellen von Shimano brauchst du eine Steckdose in der Nähe, weil der Akku fest verbaut ist.
Reparaturaufwand und Stoßanfälligkeit: Leider sind elektronische Gangschaltungen nicht besonders robust. Wer mit hoher Sturzgefahr fährt, riskiert, die teure Schaltung zu beschädigen. Geht dir die Schaltung im Urlaub kaputt, kommt ein weiteres Problem hinzu: Die Reparatur und die Fehlersuche sind aufwändig, Ersatzteile nicht immer einfach zu bekommen.
Hohe Kosten fürs Schalten: Einzelne Komponenten schlagen schon mit 400 Euro zu Buche – ganze Schaltgruppen liegen bei bis zu 3500 Euro. Wer Geld sparen möchte, muss zudem ein höheres Gewicht in Kauf nehmen.
Kompatibilität und Montage: Die Montage ist oft kompliziert, weshalb du am besten eine Fachfirma zu Rate ziehst. Wenn du deine Schaltung mit anderen Komponenten verbinden möchtest, empfiehlt es sich, vorher die Kompatibilität zu überprüfen.
Fahrradtypen und ihre Schaltungsoptionen: Elektronisch oder mechanisch?
Für welche Schaltung du dich entscheidest, hängt auch davon ab, welchen Fahrradtyp du fährst. Bist du im Gelände unterwegs oder setzt du auf Geschwindigkeit?
Rennrad: Elektronisch schnell vorankommen
In der Rennradszene sind elektronische Schaltsysteme auf dem Vormarsch und die Zahl der Hersteller, die sie verbauen, steigt. Preisbewusste setzen noch auf mechanische Rennrad-Schaltgruppen – allerdings eher bei älteren Bikes.
Grundsätzlich ist die elektronische Schaltung beim Rennrad ein echtes Glanzstück, denn durch das präzise Umschalten und den geringen Kraftaufwand kann sie zu deutlich besserer Performance auf dem Asphalt beitragen. Wer jedoch jedes Gramm einsparen möchte, wird mit der elektronischen Schaltung nicht glücklich.
Mountainbike: Richtig schalten auf unebenem Terrain
Mit dem MTB bist du nicht nur in unstetem Gelände, sondern mitunter auch bei schlechterem Wetter unterwegs. Hier bewährt sich die elektronische Schaltung, weil sie auch präzise schaltet, wenn du in Schlamm und Dreck fährst. Am Berg brauchst du zudem weniger Kraftaufwand zum Umschalten.
Dennoch kann eine mechanische Schaltung beim MTB die bessere Wahl sein – gerade, wenn du zu einem wilderen Fahrstil neigst. Denn Schläge und Stürze sind Gift für die elektronische Schaltung, da sie schnell Schaden nimmt.
Gravelbike: Die beste Schaltung fürs Gelände
Auch beim Gravelbike ist die elektronische Schaltung mitunter die bessere Wahl. Bist du viel im Gelände unterwegs, kann der Kraftaufwand fürs Umschalten durchaus auslaugen. Gerade bei wechselndem Gelände und vielen Schaltvorgängen stellt beim Gravelbike die elektronische Schaltung eine echte Entlastung dar. Der Nachteil: Je häufiger du schaltest, desto kürzer ist die Laufzeit des Akkus.
Citybike: Kostengünstig durch die Stadt
Wenn du im Alltag ein Citybike nutzt, ist die mechanische Schaltung eine kostengünstigere Alternative zur elektronischen Schaltung. Letztere macht dein Rad auch attraktiver für Diebstahl. Gerade, wenn du dein Rad in der Stadt – natürlich angeschlossen – stehen lassen möchtest, solltest du den Klassiker wählen.
E-Bike: Die richtige Schaltung für Bikes mit Akku
Beim E-Bike entscheidest du dich am besten je nach der Nutzung für die passende Schaltung. Hast du ein E-Mountainbike oder ein E-Citybike, unterscheiden sich Fahrstil und Gelände und damit auch die Anforderungen. Während du mit einem elektrischen Citybike ganz hervorragend mit der mechanischen Schaltung auskommst, kann bei einem E-MTB die Tendenz eher zur elektronischen Schaltung gehen. Da du für ein elektronisches Fahrrad jedoch oft schon einen stattlichen Preis veranschlagen musst, kann eine mechanische Schaltung eine finanzielle Erleichterung sein. Mit einer elektronischen Schaltung beim E-Bike steigen die Kosten unter Umständen um 1.000 Euro oder mehr.
Elektronische vs. mechanische Schaltung: Welche ist die richtige für dich?
Mit welcher Schaltung du glücklich wirst, hängt in erster Linie davon ab, welchen Fahrradtyp du fährst und was du investieren möchtest. Wer nicht auf die Finanzen schaut, aber eine Menge Leistung oder Zusatzfeatures nutzen möchte, sollte die elektronische Schaltung ausprobieren.
Preisbewusste Fahrrad-Fans greifen auf die mechanische Schaltung zurück. Auch wenn du viel mit deinem Rad in der Welt unterwegs bist, solltest du es mit einer mechanischen Schaltung bestücken. Diese kann weltweit repariert werden und du hast auf langen Touren keine Probleme mit leeren Akkus.
Hat dieser Artikel geholfen?
Danke für dein Feedback