Kasia Niewiadomas Tagebuch aus dem Trainingslager
Was passiert in einem Team-Trainingslager? Kasia Niewiadoma und CANYON//SRAM Racing nehmen uns mit nach Mallorca.
Für einen Profi-Fahrer ist die Erholung heilig und von kurzer Dauer. Und ein neues Jahr bedeutet eine neue Saison mit den Spring Classics als erstem wichtigen Meilenstein der Straßensaison. Um alle Fahrer auf das kommende Jahr einzustimmen, koordinieren die Teams ihre Trainingslager.
„Das erste Trainingslager ist eine Gelegenheit, sich vor Beginn der Saison zu treffen und die Teamziele zu bekräftigen“, erklärt Teammanager Beth Duryea. „Die Fahrer erwarten neben der vollen Unterstützung durch die Betreuer viele harte Trainingskilometer. Es geht darum, auf der Arbeit aufzubauen, die sie in der Vorsaison geleistet haben, und diese Vorbereitungen auf die ersten Teamrennen abzustimmen. Es ist auch wichtig, teambildende Momente zu haben, in denen Fahrer und Betreuer gemeinsam Spaß haben können.“
Das Ende des UCI-Straßenrennkalenders ist gegen Ende Oktober erreicht. Wer den Stars des professionellen Straßenradsports in den sozialen Medien folgt, stellt fest, dass sie sich im November und Dezember ein paar Wochen lang eine Auszeit vom Sport gönnen. Und die haben sie sich nach einem Jahr voller harter Rennen verdient. Körper und Geist brauchen Zeit, um sich auszuruhen und zu erholen.
Kasia ist gespannt auf die Saison 2023. Schau dir ihre THIS RIDER-Folge an, um einen Eindruck vom Leben der Frau zu bekommen, die in den polnischen Bergen aufgewachsen ist und sich auf die Weltbühne katapultiert hat.
Mallorca: das Trainingslager der Wahl
Einige der besten Rennradstrecken der Welt befinden sich auf Mallorca. Es ist ein Mekka für Radfahrer. Viele Teams wählen die spanische Insel aufgrund ihrer konstanten Temperaturen und ihres abwechslungsreichen Geländes als Ort für das erste Trainingslager des Jahres.
CANYON//SRAM Racing und CANYON//SRAM Generation trafen sich in einer Stadt an der Südostküste Mallorcas. Bei Temperaturen im mittleren Zehnerbereich und blauem Himmel ist es leicht zu verstehen, warum die Teams dorthin pilgern, während der Rest Europas noch friert.
Wir wollten wissen, was hinter den geschlossenen Türen eines Trainingslagers vor sich geht. Deshalb haben wir Kasia Niewiadoma gebeten, einen typischen Tag für uns zu dokumentieren.
Morgenroutine
Gleich zu Beginn unseres Gesprächs wird klar, dass es zwei Kasias gibt. In der Nebensaison steht Kasia zu Hause gegen 8.30 Uhr auf und löscht ihren Durst mit einem Glas Wasser mit einer Zitronenscheibe. Dann genießen sie und ihr Partner ganz entspannt und gemütlich ihren Kaffee und das Frühstück zusammen.
„Im Trainingslager wache ich irgendwie viel früher auf“, erzählt uns Kasia. „Ich habe das Gefühl, dass ich ein bisschen Zeit für mich brauche, bevor ich mich in die Teamaktivitäten stürze. Ich habe mein Kaffeeset immer dabei, also mache ich mir einen Kaffee und gehe dann spazieren. So kann ich allein sein, bevor ich mit den anderen zum Frühstück gehe.“
Die meisten Radfahrer wissen, wie wichtig Kaffee ist, und es überrascht uns nicht, dass Kasia den Moment gerne ganz für sich genießt.
Was essen Radprofis zum Frühstück?
Nachdem Kasia ihren Kaffee getrunken hat, richtet sich ihre Aufmerksamkeit auf das Essen. Ein nahrhaftes Frühstück ist wichtig für Fahrer, die ihre ganze Energie auf dem Rad verbrauchen. Was also steht bei Kasia auf dem Speiseplan?
„Mein klassisches Frühstück ist immer ein Toast mit Omelett aus zwei Eiern. Im Gegensatz zu einem spanischen Omelett muss es wirklich weich sein. Die eine Seite belege ich mit Avocado, auf der anderen findet sich Himbeermarmelade”, lacht sie und gibt zu, dass es eine seltsame Mischung ist.
Die Kombination aus Omelette und Himbeermarmelade mag einige Leser schockieren, aber Kasia erklärt, dass sie nicht so selten ist, wie du vielleicht denkst. „Ich war bei einem Rennen mit einer meiner Teamkolleginnen aus den Niederlanden. Sie fragte, ob ich schon einmal Appelstroop auf einem Omelett ausprobiert habe. Ich ließ mich überreden und habe mich sofort darin verliebt!“
Ein anderes Gericht aus Kasias Frühstücksmenü könnte eher zu einem Publikumsliebling werden. „Banane mit Tahine, Schokoladenstückchen und Kokosraspeln passt perfekt zu Filterkaffee!“
Die Ernährung von Sportlern ist wirklich ein interessantes Thema. Jetzt, wo die Nebensaison hinter ihr liegt, richtet Kasia ihren Blick auf die Klassiker in knapp sechs Wochen.
„Das erste Trainingslager ist der Wendepunkt zwischen dem Leben in der Nebensaison, in der du tust, was du willst, und der Rückkehr zur Professionalität, wenn es um das Essen geht. Ich mache immer eine Umstellung. Mir ist klar: Okay, jetzt ist es an der Zeit, wieder auf Kurs zu kommen.“
Einen Plan machen
Nach dem Frühstück strotzt sie vor Energie und ist voller Tatendrang für den bevorstehenden Tag. Während Leute wie du und ich von zuhause aus unsere lokalen Strecken fahren, haben Profis eine etwas andere Routine.
An diesem Tag des Trainingslagers wurden die Fahrer vom Hotel abgeholt, um den Gegenwind zu Beginn der geplanten Route zu vermeiden. Diese Unterstützung durch die Trainer und Betreuer des Teams ermöglicht es den Fahrern, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren.
Der Trainer erstellt einen Plan, der auf den Zielen basiert, die er mit den Fahrern zuvor besprochen hat. Intervalle, Klettern, Sprinten, Zeitfahren – alles ist möglich. Manche Trainingseinheiten sind für ein bestimmtes Gelände besser geeignet.
„Die Gewissheit, dass du dich an den Plan deines Trainers halten kannst, ist sehr wichtig“, sagt Kasia. „Im Laufe des Tages haben wir eine Reihe von Möglichkeiten, wie zum Beispiel hier zu bleiben oder weiter in die Berge zu fahren. Ein Plan B ist sehr wichtig. Dafür sind wir sehr dankbar und wissen das zu schätzen.“
Trainingsbuddies
Wenn sie auf der Straße sind, ist es an der Zeit, zur Sache zu kommen. Es gibt viel zu tun. Wir sind neugierig, mit wem aus der Fahrergruppe des Trainingslagers Kasia gerne trainiert.
„Wir haben angefangen zu rotieren, um mit unterschiedlichen Partnerinnen fahren zu können. Davor waren wir immer zwei vorne und zwei weiter hinten. Mit dieser Methode können wir mit jedem fahren“, erklärt sie. „Ich fahre auf jeden Fall gerne neben Elise [Chabbey], weil sie immer sehr fröhlich ist und die Zeit mit ihr sehr schnell vergeht.“
Kasias andere Buddies sind natürlich ihre Rennräder. Normalerweise trainiert sie auf ihrem Canyon Aeroad und fährt auf ihrem Canyon Ultimate Rennen. Beide Bikes sind ein Synonym für Erfolg bei Radrennen auf der ganzen Welt.
„Mir gefallen beide gleich gut“, sagt Kasia und betrachtet die Windkanaldaten hinter jedem Modell. „Ich würde gerne auf demselben Rad trainieren und Rennen fahren können, zumal ich weiß, dass die Position praktisch die gleiche ist. Das Ultimate fühlt sich aber definitiv anders an, wenn es bergauf geht. Wenn ich aus einem Switchback oder einer Kurve komme, kann ich schnell aus dem Sattel gehen, wenn es nötig ist.“
Zurück im Basecamp
Ist das Training für den Tag beendet, setzt die Erschöpfung ein und es ist an der Zeit, den Erholungsmodus zu aktivieren. Nach einem besonders harten Tag schließt die Erholung auch den nächsten Tag mit ein, damit das Team Zeit hat, wieder zu Kräften zu kommen und seine Trainingskapazität zu maximieren.
„Ich bin kein Fan von Erholungstagen im Trainingslager, weil ich das Gefühl habe, nicht produktiv zu sein“, gibt Kasia zu. „Es ist schön, sich auszuruhen, aber in gewisser Weise habe ich das Gefühl, meine Zeit zu verschwenden. Wenn ich zu Hause bin, erledige ich Dinge im Haus, kaufe ein, backe oder koche. Diese Aufgaben ermöglichen es mir, die richtige Balance zum Radfahren zu finden. Im Trainingslager spüre ich definitiv, dass es gut ist, sich auszuruhen und nichts zu tun. Aber mental mag ich es nicht.“
Wie sieht ein Erholungstag bei Kasia aus?
„Es ist wichtig für mich, den Tag mit etwas Zeit für mich zu beginnen“, sagt Kasia in Anlehnung an ihre Trainingstage im Camp. „Ich wache auf, bete und führe eine Art Selbstgespräch, das mir hilft, meinen Kopf freizubekommen. Dann trinke ich allein meinen Kaffee. Diese 30–45 Minuten ermöglichen es mir, anderen gegenüber offen, energiegeladen und freundlich zu sein. Danach schnappe ich mir normalerweise ein Buch und gehe zum Strand. Hier ist es super einfach, sich auf einen Liegestuhl zu legen, es ist schön und man kann einfach nur chillen.“
Die Bedeutung von Schlaf
Schlaftracking ist in den letzten Jahren dank tragbarer Technologie immer beliebter geworden. Viele wissenschaftliche Studien haben die Bedeutung des Schlafs für die psychische Gesundheit und die Erholung bestätigt. Kasia ist sich der Vorteile einer erholsamen Nacht bewusst. Es ist jedoch ein schmaler Grat zwischen genug und zu viel Wissen darum.
„Wenn wir im Camp sind, ist um 22.30 Uhr Schlafenszeit. Manchmal bin ich aber so auf meinen Schlaf fixiert, dass ich erst um 1.00 Uhr einschlafe“, erklärt Kasia, die einen Oura-Ring verwendet, um ihren Schlaf von Zeit zu Zeit zu verfolgen. „Je mehr ich meinen Schlaf verfolge, desto besessener bin ich von der Dauer und der Qualität des Schlafs. Es hängt also von meiner Einstellung ab und davon, wie schnell ich mich auf diese Zeit des Jahres vorbereite. Ich überwache meinen Schlaf gerne, möchte es aber nicht übertreiben!“
Eat, sleep and repeat
Die folgenden Tage des Trainingslagers sind vollgepackt mit Fahrten, Erholung und allem, was dazwischen liegt. Danach ist es an den Fahrern, zusammen mit ihren Trainern zu Hause zu trainieren und sich auf die Rennen vorzubereiten.
„Ein erfolgreiches Trainingslager ist, wenn die Gruppe als Team einen besonderen Zusammenhalt aufgebaut hat und bereit und motiviert ist, auf die Highlights und Ziele der Saison hinzuarbeiten“, sagt Beth am Ende einer vollen Trainingswoche. „Wir wollen, dass die Fahrer das Lager in der bestmöglichen Form für diese Jahreszeit verlassen und geistig und körperlich für die bevorstehende Rennsaison bereit sind.“
Wir sind schon gespannt auf die diesjährigen Erfolge von Kasia und dem gesamten Team von CANYON//SRAM Racing und CANYON//SRAM Generation. Zeige deine Unterstützung auf der Straße mit dem Teamtrikot!
CANYON//SRAM RACING KOLLEKTION
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