Endurance-Rennrad vs. Gravelbike: Welches ist die bessere Wahl?
Endurance-Rennrad vs. Gravelbike: Wie unterscheiden sie sich, und welches passt am besten zu dir? Endurance-Rennräder und Gravelbikes haben viele Gemeinsamkeiten, aber ein Blick auf die Unterschiede hilft dir dabei, den richtigen Untersatz für deine Touren zu finden.
Inhalt
Endurance-Rennrad vs. Gravelbike: Ein detaillierter Blick auf die Allroad-Modelle
Endurance-Rennräder mögen traditionellen Straßenrennrädern ähneln, zeichnen sich aber durch eine aufrechtere und entspanntere Sitzposition aus. Sie sind für ausgedehnte Touren konzipiert und vereinen Komfort, Leistungsfähigkeit und Effizienz in einem Modell. Daher die Bezeichnung „Endurance“ – zu Deutsch „Ausdauer“ oder „Langstrecke“. Canyons Endurance-Rennradserie lässt die Grenzen zwischen Komfort und Geschwindigkeit verschwimmen und bietet eine bessere Unterstützung im Sattel.
Gravelbikes übernehmen Elemente von Rennrädern, Mountainbikes und Cyclocross. Mit ihren breiteren Reifen, einem robusten Rahmen, Scheibenbremsen und zusätzlichen Aufnahmepunkten zur Montage von weiterer Ausrüstung eignen sie sich von Asphalt bis Trails für ein breites Spektrum an Terrains.
Fragst du dich nun, ob ein Endurance-Rennrad oder ein Gravelbike besser für dich geeignet ist? In diesem Ratgeber behandeln wir alle subtilen und weniger subtilen Unterschiede, die diese beiden Fahrradkategorien voneinander unterscheiden.
Reifenfreiheit erhöht die Allroad-Vielseitigkeit
Einer der auffälligsten und am leichtesten zu erkennenden Unterschiede zwischen einem Endurance-Rennrad und einem Gravelbike ist die Reifenfreiheit. Je größer die Reifenfreiheit (also der vorhandene Platz für die Reifen an Gabel und Rahmenhinterbau), desto breitere Reifen können aufgezogen werden.
Ein Aero-Rennrad, das auf Highspeed über asphaltierte Straßen getrimmt ist, hat eine maximale Reifenfreiheit von etwa 30 mm. Ein Mountainbike hingegen kann eine Reifenbreite von 70 mm aufweisen, um mit den großvolumigen Reifen auch große Felsbrocken und unwegsames Terrain zu meistern.
Mit einer Reifenbreite zwischen 32 und 35 mm lassen sich im Sattel eines Endurance-Rennrads bequem viele Kilometer auf Asphalt abspulen. Und auch vor unbefestigten Straßen brauchst du nicht zurückschrecken, da diese Reifenbreite sich sogar für Schotterpisten eignet, wenn dir mal nach mehr Abenteuer ist.
Bei Gravelbikes beträgt die Reifenfreiheit 40 bis 45 mm, bei geländetauglicheren 700C-Modellen sogar bis zu 50 mm, wie beim Canyon Grizl. Diese breiteren Reifen bieten mehr Traktion und Stabilität auf losem Untergrund und besseren Grip auf Schotter, Sand sowie nicht zu tiefem Schlamm. Für eine optimale Balance aus Grip und Speed in Gravelbike-Rennen ist das Canyon Grail bei einer maximalen Reifenfreiheit von 42 mm serienmäßig mit 40 mm breiten Reifen sowie zwei Kettenblättern vorne mit 52/36 Zähnen ausgestattet.
Laufradspezifikationen bei Endurance-Rennrädern und Gravelbikes
Die 700C-Laufräder eines Endurance-Rennrads sind so konzipiert, dass sie das übergeordnete Ziel von Geschwindigkeit und Effizienz auf überwiegend asphaltiertem Untergrund unterstützen. Diese Laufradgröße ist der Branchenstandard im Straßenradsport und lässt das Rennrad geschmeidiger über Unebenheiten rollen als kleinere Laufräder, gleichzeitig bietet sie eine schnelle Beschleunigung und hält die Geschwindigkeit besser aufrecht.
Gravelbikes werden üblicherweise mit der Option angeboten, sowohl 700C als auch 650B große Laufräder zu montieren. Somit können Fahrerinnen und Fahrer das Setup an die spezifischen Anforderungen ihres Einsatzzweckes anpassen. Der kleinere Durchmesser der 650B-Laufräder ermöglicht das Aufziehen von noch breiteren Reifen, wodurch der Schwerpunkt des Gravelbikes für ein besseres Handling auf technischen Trails abgesenkt und der Fahrkomfort durch mehr Reifenvolumen erhöht wird.
Unterschiede bei der Geometrie: Finde das richtige Modell für Offroad-Abenteuer
Hinsichtlich der Geometrie ist das Endurance-Rennrad das komfortablere Pendant zum traditionellen Rennrad. Dank der entspannteren Geometrie kannst du deine Sitzposition auch bei mehrstündigen Ausfahrten beibehalten, während der Rahmen dafür ausgelegt ist, Straßenunebenheiten zu absorbieren.
Der Rahmen eines Gravelbikes wurde speziell für ein abwechslungsreiches Terrain entwickelt. Die Geometrie des Rahmens ermöglicht eine komfortable und zuverlässige Ausfahrt über lange Distanzen. Interessiert es dich, wie sich die Geometrie auf die Performance von Rennrädern auswirkt? Dann wirf einen Blick in unseren Ratgeber zur Geometrie von Rennrädern.
Weitere wichtige Aspekte der Geometrie, die einen Einfluss auf das Fahrgefühl haben:
- Lenkwinkel – Der Lenkwinkel von Gravelbikes ist typischerweise flacher als bei Endurance-Rennrädern. Dies erhöht die Stabilität und verbessert die Kontrolle bei Abfahrten auf losem Untergrund. Endurance-Rennräder weisen einen steileren Lenkwinkel auf, um ein dynamisches Lenkverhalten und mehr Agilität zu erzielen.
- Radstand – Der längere Radstand bei Gravelbikes bewirkt ein stabileres Fahrverhalten und besseres Handling in unebenem Terrain. Endurance-Rennräder haben einen kürzeren Radstand für ein wendiges Handling und ein reaktionsfreudiges Fahrgefühl auf Asphalt.
- Stack und Reach – Gravelbikes haben üblicherweise einen höheren Stack (vertikaler Abstand von der Mitte des Tretlagers bis zum oberen Ende des Steuerrohrs) und einen kürzeren Reach (horizontaler Abstand von der Mitte des Tretlagers bis zum oberen Ende des Steuerrohrs) als Endurance-Rennräder.
Obwohl beide Fahrradtypen den Komfort auf langen Distanzen in den Vordergrund rücken, ist die Geometrie von Endurance-Rennrädern stärker auf eine gute Aerodynamik ausgerichtet, während die Geometrie von Gravelbikes den Schwerpunkt auf maximale Kontrolle und Stabilität legt.
Endurance-Rennrad vs. Gravelbike: Montagepunkte für große Entdeckungsreisen
Als abenteuertaugliche, vielseitige Allroad-Maschinen sind Gravelbikes meist mit zahlreichen Montagepunkten an Rahmen und Gabel ausgestattet. Von Bikepacking bis Ausflügen abseits befestigter Straßen bieten sich dadurch viele Möglichkeiten, das eigene Gravelbike mit Gepäckträger, Schutzblechen und weiterer Ausrüstung für das jeweilige Abenteuer vorzubereiten.
Die Befestigungsoptionen an Endurance-Rennrädern beschränken sich für gewöhnlich auf Schutzblechösen und Bohrungen für Flaschenhalter. Dies gewährleistet ein Rennrad mit geringem Gewicht für lange Stunden im Sattel. Bei Minimalausstattung liegt der Schwerpunkt auf Aerodynamik und Komfort und nicht darauf, eine umfangreiche Ausrüstung mitzuführen.
Die Anzahl an Montagepunkten kann für deine Entscheidung zwischen einem Endurance-Rennrad oder einem Gravelbike durchaus eine Rolle spielen. Wenn die Mitnahme von Ausrüstung und Gepäck auf deinen Radabenteuern wichtig ist, schlägt das Pendel klar Richtung Gravelbike aus.
Besonderheiten beim Schaltungssetup
Neben der Reifenfreiheit gehören die spezifischen Schaltungsvarianten von Endurance-Rennrädern und Gravelbikes zu den größten Unterschieden. An dieser Stelle ist das Verständnis der Gravelbike-Komponentengruppen von entscheidender Bedeutung, da diese speziellen Konfigurationen eine entscheidende Funktion für die Leistungsfähigkeit eines Gravelbikes in unterschiedlichem Terrain erfüllen.
Endurance-Rennräder verfügen über einen 2x-Antrieb (2 Kettenblätter vorne) mit entweder 50/34 oder 52/35 Zähnen, die dem Übersetzungsverhältnis von Rennrädern entsprechen. Das 2x-System sorgt für geschmeidige Schaltvorgänge mit feineren Gangabstufungen, wodurch bei Schaltvorgängen die Trittfrequenz nur minimal verändert wird und so die Pedaliereffizienz und Geschwindigkeit auf Asphalt optimiert wird.
Im Gegensatz dazu sind Gravelbikes oft mit den immer beliebteren, vom Mountainbike bekannten 1x-Antrieben (nur 1 Kettenblatt vorne) oder mit einem 2x-System mit kleinerem Übersetzungsverhältnis ausgestattet. Diese Schaltgruppen verleihen mehr Flexibilität, um von flachen Etappen bis hin zu steilen, anspruchsvollen Anstiegen jede Strecke bewältigen zu können. Gravelbike-spezifische Komponentengruppen fördern die Vielseitigkeit in unterschiedlichsten Fahrsituationen.
Die Schaltwerkkupplungen im Detail
Da die Übersetzungsbandbreite größer und die Ketten immer länger geworden sind, hat sich das Schlagen der Kette zu einem zunehmenden Problem für Radfahrer entwickelt. Kettenschlag tritt auf, wenn die Kette aufgrund von holprigem Terrain oder plötzlichen Fahrmanövern in Schwingung gerät und gegen die Kettenstrebe (Teil des Fahrradrahmens, der parallel zur Kette verläuft) schlägt.
Die aktuelle Generation an Gravelbikes verfügt über ein Schaltwerk mit Kupplung, das das Schlagen der Kette bei Fahrten in unebenem Gelände reduziert. Dies führt zu leiseren Fahrgeräuschen, geringerem Verschleiß und einer geringeren Wahrscheinlichkeit, dass die Kette auf rauen Strecken abspringt.
Dieses Kupplungssystem erhöht jedoch den Widerstand, weshalb bei Fahrrädern, für die es nicht notwendig ist, gerne darauf verzichtet wird. Bei den meisten Endurance-Rennrädern steht die aerodynamische Effizienz im Vordergrund, weshalb sie nicht mit diesem integrierten Kupplungssystem ausgestattet sind. Kettenschlag ist zudem auf den glatten Untergründen, für die diese Rennräder entwickelt wurde, kein so großes Problem.
Abwägung der Vor- und Nachteile: Welcher Fahrradtyp ist besser für dich geeignet?
Als Erstes musst du dir überlegen, weshalb du ein Fahrrad kaufen möchtest und welche Strecken du damit in Angriff nehmen willst. Endurance-Rennräder sind zwar vielseitiger als klassische Rennräder, haben aber im Vergleich zu Gravelbikes einen enger gefassten Anwendungsbereich.
Ein Endurance-Rennrad besticht durch seinen Komfort in Relation zur Leistung. Der Radstand, die Reifenfreiheit und die Geometrie eines Endurance-Rennrads sind immer noch sehr straßenorientiert, was diesen Fahrradtyp zum perfekten Begleiter macht, um komfortabel lange Distanzen auf der Straße zurückzulegen.
Ein Gravelbike ist flexibler bei der Reifenwahl, hat ein besseres Übersetzungsverhältnis für Bergauffahrten als ein Endurance-Rennrad und verfügt für große Abenteuer und ausgedehnte Fahrradtouren über Montagepunkte für Gepäckträger sowie Schutzbleche.
Bei den meisten Fahrerinnen und Fahrern wird die Entscheidung jedoch von den Bedürfnissen hinsichtlich der Übersetzung und den Reifen abhängen:
- Übersetzung – Wenn du anspruchsvolle Steigungen abseits befestigter Wege fährst, kann die Übersetzung eines Endurance-Bikes eventuell nicht klein genug sein. Wenn du dagegen auf der Straße häufig mit hohem Tempo unterwegs bist, kommst du bei einem 1x-Setup mit der Trittfrequenz möglicherweise in den „roten Bereich“, besonders wenn du auch bergab in die Pedale trittst.
- Reifen – Die Reifen mit einer Breite von 32 bis 35 mm an einem Endurance-Rennrad meistern zwar Feldwege und leichte Schotterpisten, kommen jedoch bei ruppigem Terrain und losen Untergründen an ihre Grenzen, für die Gravelbike-Reifen unerlässlich sind. Ein Gravelbike funktioniert auch auf Asphalt sehr gut, fühlt sich im Vergleich zu einem Straßenrennrad aber etwas langsamer und behäbiger an.
Endurance-Rennrad oder Gravelbike? Wenn du hauptsächlich auf Asphalt unterwegs bist und nur gelegentlich auf Schotterwege abbiegst, ist ein Endurance-Rennrad wahrscheinlich die richtige Wahl für dich. Für Radfahrerinnen und Radfahrer, die abseits der ausgetrampelten Pfade die Natur erkunden wollen oder die einen unerschrockenen Begleiter für ihr nächstes Bikepacking-Abenteuer suchen, führt hingegen kein Weg am Gravelbike vorbei.
Für alle Rennradfahrerinnen und Rennradfahrer, die die meiste Zeit auf der Straße unterwegs sind, kann der Blick in unseren Ratgeber „Welches Rennrad passt zu dir?“ erhellende Einblicke bringen, damit du ein Fahrrad wählst, das zu deinen Ambitionen und dem Fahrstil passt.
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