So stellst du die Federung an deinem Mountainbike ein: Dein unverzichtbarer Leitfaden

Die Einstellung einer MTB-Federung muss kein Hexenwerk sein. In diesem Leitfaden erklären wir die Grundlagen in Demo-Videos und zeigen dir, wie du deine Federung optimal einstellst.

Tess Agnew
Tess Agnew Veröffentlicht am: 28 Mär. 2025
So stellst du die Federung an deinem Mountainbike ein: Dein unverzichtbarer Leitfaden Das perfekte Setup für deine Mountainbike-Federung

Nichts ruiniert deinen Flow auf den Trails mehr als eine falsche abgestimmte Mountainbike-Federung. Ein Bike, das sich an schwierigen Stellen träge, instabil oder nervös anfühlt, kann einem schnell den Spaß verderben.  

Die richtige Einstellung deiner Federung ist eine Gratwanderung aus Kompromissen und Abstrichen, aber ein guter Ausgangspunkt ist die Anleitung des Herstellers, die du an deiner Fox- oder Rockshox-Federung oder online findest. Dies ist eine Basis, auf der du aufbauen kannst, während du die für dich perfekte Einstellung testest und optimierst.  

Lies weiter und sieh dir das Video unten an, um zu erfahren, wie du deine Mountainbike-Federung einstellst

Inhalt

Die Federung bei Mountainbikes: Die Grundlagen

Bevor wir uns damit beschäftigen, wie man die Federung eines Mountainbikes einstellt, schauen wir uns zunächst an, wie sie eigentlich funktioniert und klären die wichtigsten Begriffe.  

Bei der Federung geht es im Grunde um die Stoßdämpfung oder die Federrate des Bikes und darum, wie schnell es unter Druck ein- und zurückfedert. Die „Feder“ kann entweder mechanisch, mit einer Stahlfeder, oder luftgefedert sein, mit Druckluft in einer Kammer, was häufiger vorkommt. 

Bei vollgefederten Mountainbikes ist die Federgabel für das Vorderrad verantwortlich, und der Dämpfer hinten reguliert die Bewegung des Hinterrads.  

Weitere Informationen zu den Unterschieden zwischen Stahlfeder- und Luftdämpfern, und was am besten zu dir passt, findest du in unserem Blog.  

Federweg: Wie viel Federweg brauche ich?

Der Begriff „Federweg“ bezieht sich bei der MTB-Federung auf die vertikale (oder nahezu vertikale) Bewegung des Laufrads, wenn die Federung bei Unebenheiten komprimiert wird – also darauf, wie sehr sich das Fahrwerk auf und ab bewegt, wenn du auf dem Trail vorwärts fährst.  

Er wird in mm gemessen, und verschiedene Mountainbikes (Cross-Country (XC), Trail, Enduro, Downhill) haben unterschiedlich große Federwege für optimale Kontrolle und Komfort in ihrem jeweiligen Terrain. 

Vollgefederte Cross-Country Bikes und leichte Trail Bikes wie das Neuron verfügen in der Regel über 100-140 mm Federweg vorne und bis zu 130 mm Federweg hinten. Dies sorgt für eine effiziente Kraftübertragung, ein gutes Kletterverhalten und allgemein ein agileres, verspielteres und dynamischeres Fahrverhalten.  

Enduro und Downhill Bikes verfügen über mehr Federweg vorne und hinten (160-200 mm), um größere Schläge abzufedern und auf rauen Trails eine bessere Traktion zu ermöglichen, mit genügend Reserven, um auch größere Drops und Sprünge zu meistern. 

Trail Bikes mit mehr Federweg wie das Spectral befinden sich dazwischen, mit 150 mm Federweg vorne und 140 mm Federweg hinten für mehr Vielseitigkeit. 

Einstellen des Sag (Negativfederweg) an deinem MTB Einstellen des Sag (Negativfederweg) an deinem MTB

Einstellbare Komponenten einer MTB-Federung: Sag, Zug- und Druckstufe

Wenn es um die Feinabstimmung deiner MTB-Federung geht, sind Sag, Zugstufe und Druckstufe die drei wichtigsten Einstellungen. Jede dieser Komponenten beeinflusst die Gesamtperformance und den Komfort deines Bikes. 

Sag beim Mountainbike: Die richtige Einstellung deiner Federung

Der Sag bezieht sich auf den Härtegrad deiner Federung und darauf, wie groß der Federweg ist, der durch dein Körpergewicht komprimiert wird, wenn du auf dem Bike sitzt. Sie wird je nach Fahrergewicht eingestellt, indem bei einem Luftdämpfer Luft mit einer Dämpferpumpe hinzugefügt oder entfernt wird, oder indem die Federrate und Vorspannung bei einem Stahlfederdämpfer eingestellt wird.  

Je nach deinem Bike, deinem Fahrstil, deinen Vorlieben und dem Gelände, in dem du unterwegs bis, beträgt der ideale Sag 20–35 % des Federwegs – bei Trail Bikes mit 20–25 % eher am unteren Ende und bei Enduro/Downhill Bikes eher am oberen Ende. Diese Werte kannst du als Orientierung für weitere Tests und Feinabstimmung nutzen. 

Es ist wichtig, dass du den richtigen Sag für dein Gewicht (mit komplettem Outfit) findest, damit deine Fahrt effizient und komfortabel ist und vor allem Spaß macht!  

Wie die Zugstufendämpfung funktioniert

Die Zugstufe/der Rebound bezieht sich auf die Geschwindigkeit, mit der die Federung nach einem Schlag vom Untergrund (Kompression) wieder zu ihrem vollen Federweg zurückkehrt. Die Zugstufendämpfung bezeichnet die Stärke des Widerstands, der auf diesen Rebound ausgeübt wird.  

Die Zugstufendämpfung wird mit Einstellrädern an der Unterseite der Gabel oder des Dämpfers eingestellt, indem du sie in Richtung eines Symbols drehst. Dabei kann es sich um ein Schildkröte und einen Hasen, ein „+“ und „-“ oder die Bezeichnungen „fast“ und „slow“ handeln.  

Die optimale Einstellung der Zugstufe ist ein Balanceakt zwischen dem richtigen Maß an Low-Speed- und High-Speed-Dämpfung. Die Low-Speed-Zugstufe kommt bei allgemeinen Unebenheiten auf dem Trail zum Einsatz und verhindert ein Auf- und Abwippen des Bikes. Die High-Speed-Zugstufe spielt bei größeren Schlägen eine Rolle, und wenn die Federung zwischen mehreren Schlägen schnell zurückfedern muss.  

Zu wenig Zugstufendämpfung lässt die Federung zu schnell aus der Kompression zurückkehren. Dies sorgt dafür, dass sich das Bike nervös und rau anfühlt, was die Traktion und Kontrolle auf dem Trail verringert Wenn die Zugstufendämpfung zu hoch ist, sinkt die Federung zu weit ein und federt zwischen den Schlägen vom Untergrund nicht schnell genug zurück, was sich beim Treten träge anfühlt. 

Die meisten Mountainbikes haben nur eine einzige Zugstufeneinstellung, in der Regel Low-Speed. Einige höherwertige Modelle wie das Torque 29 CF 8 haben jedoch auch eine High-Speed-Zugstufeneinstellung für eine präzisere Abstimmung.  

 

Top-Tipp: Wenn in schnellem Gelände wie Bikeparks unterwegs bist oder technische Bergabfahrten fährst, solltest du mit einer schnelleren Zugstufe experimentieren, um den sogenannten „Armpump” zu reduzieren.  

Optimierung der Druckstufe an deinem MTB

Die Druckstufe ist das genaue Gegenteil der Zugstufe und bezieht sich auf die Geschwindigkeit, mit der die Federung bei Schlägen komprimiert wird - nicht die Geschwindigkeit, mit der sie wieder zurückkehrt.  

Ähnlich wie bei der Zugstufe wird die Druckstufe auch in Low-Speed und High-Speed unterteilt. Die Low-Speed-Druckstufe reguliert langsamere Kompressionen, z. B. beim Fahren über allgemeine Unebenheiten, Wellen oder Kurven auf dem Trail, beim Pedalieren, usw. Die High-Speed-Druckstufe reguliert anspruchsvollere Schläge wie eckige Unebenheiten, große Sprünge und Drops, bei denen die Federung schnell einfedern und bei Landungen optimale Unterstützung bieten muss.  

Nicht alle Bikes verfügen über eine separat einstellbare High-Speed- und Low-Speed-Druckstufendämpfung – aber einige haben sie, so wie unser rennerprobtes Strive, das mit einer FOX 38 Factory Gabel ausgestattet ist. Sowohl die High-Speed- als auch die Low-Speed-Druckstufe lassen sich über blaue Einstellrädchen an der Gabel einstellen. Daneben gibt es noch weitere Tuning-Optionen für das perfekte Setup.  

Bei der Abstimmung der Zug- und Druckstufe geht es darum, dass sich das Bike in technischem Gelände geschmeidig und stabil anfühlt, schnell auf Unebenheiten reagiert und sich von diesen erholt, ohne dabei ständig zu „schwimmen” oder „einzusinken”.  

Auch wenn die von den Herstellern empfohlenen Maße eine gute Grundlage sind, lohnt es sich auf jeden Fall, mit verschiedenen Einstellungen auf dir vertrauten Trails zu experimentieren, um herauszufinden, was für dich am besten funktioniert. 

Die Einstellung deiner MTB-Federung: Kurze Videoanleitung

Das Video unten zeigt die schnelle Einstellung der Federung am Beispiel des Neuron – aber diese Schritte können universell für die Einstellung von Federgabel und Dämpfer bei den meisten luftgefederten Mountainbikes angewendet werden. 

Einstellung der Federung beim Neuron

Schritt-für-Schritt-Anleitung: So stellst du bei deiner Mountainbike-Federung vorne und hinten den Sag ein

  1. Schau auf der Gabel und dem Dämpfergehäuse nach oder informiere dich auf der Website des Herstellers, wie hoch der Luftdruck und die Zugstufe je nach Gewicht des Fahrers sein sollten. 
  2. Löse das Luftventil an der Oberseite des linken Standrohrs und bringe die Dämpferpumpe an. Pumpe die Luftkammer bis zum empfohlenen Druck auf und verschließe das Ventil mit der Kappe. 
  3. Löse die entsprechende Ventilkappe am Dämpfergehäuse (beim Neuron ist sie schwarz) und bringe die Dämpferpumpe an. Pumpe den Dämpfer bis zu dem für das Fahrergewicht empfohlenen Druck auf und verschließe das Ventil mit der Kappe. 
  4. Positioniere die O-Ringe aus Gummi oben am Dämpfergehäuse (in Richtung Lenker) und unten am Standrohr (in Richtung Laufrad). Die O-Ringe zeigen dir den Sag (Negativfederweg) an, wenn du auf dem Bike sitzt. 
  5. Steige vorsichtig auf dein Bike und begib dich in Fahrposition. Drücke ein paar Mal mit deinem ganzen Gewicht auf das Bike und kehre dann in eine normale stehende oder sitzende Position zurück. Wenn du alleine bist, stellst du das Bike am besten neben eine Wand. Wenn dir jemand hilft, kann die Person dein Vorderrad halten, damit du nicht das Gleichgewicht verlierst. Außerdem kannst du den Sattel absenken, damit du leichter auf- und absteigen kannst. 
  6. Steige vorsichtig vom Bike ab und überprüfe die Position der O-Ringe. Beim Neuron und den meisten anderen Bikes liegt der optimale Sag des Dämpfers bei 20–25 %, also etwa einem Viertel. Bei Enduro-Mountainbikes sind 30–35 % ideal – also rund ein Drittel. Bei den Gabeln sind es etwa 15–20 %.
  7. Wenn sich die O-Ringe an Gabel und Dämpfer um weniger als das erforderliche Maß bewegt haben, dann lass Luft ab und teste erneut. Wenn sie sich weiter verschoben haben, dann pumpe Dämpfer bzw. Federgabel nochmals mit der Dämpferpumpe auf und teste erneut.  
Auch die Hinterradfederung deines MTBs muss angepasst werden Auch die Hinterradfederung deines MTBs muss angepasst werden

Hinterradfederung bei Mountainbikes: Einstellen von Dämpfern mit Luft- und Stahlfeder

Die meisten Fullys sind mit Luftdämpfern ausgestattet, da diese sich leichter einstellen lassen, aber Dämpfer mit Stahlfeder werden bei Enduro- und Downhill-Bikes immer beliebter.  

Sowohl Dämpfer mit Stahlfeder als auch mit Luftfeder erfüllen die gleiche Aufgabe, aber es gibt deutliche Unterschiede bei der Einstellbarkeit, dem Fahrgefühl und den Wartungsanforderungen.  

Luftdämpfer haben den Vorteil, dass sie mit einer Dämpferpumpe unbegrenzt einstellbar sind, indem Luft hinzugefügt oder abgelassen wird. Im Gegensatz dazu wird bei einem Dämpfer mit Stahlfeder basierend auf dem Fahrergewicht einmal die korrekte Federrate bestimmt. Eine Änderung der Federrate bedeutet oft, dass man die Feder ersetzen muss, es sei denn, du kannst durch die Einstellung der Vorspannung einen ausreichend großen Unterschied erzielen. 

Vorspannung – zur Einstellung von Dämpfern mit Stahlfeder

Bei Dämpfern mit Stahlfeder lässt sich über die Vorspannung die benötigte Kraft ändern, die zum Zusammendrücken der Feder benötigt wird. Durch Drehen eines Einstellrads am Dämpfergehäuse wird die Feder vorgespannt, wodurch das Bike angehoben und der Sag verringert wird.  

Die meisten Hersteller lassen nur bis zu fünf Umdrehungen zu. Das ist also eine begrenzte Option, wenn die Feder nicht für dein Gewicht geeignet ist.  

Volume Spacer – zum Tunen von Luftfedern

Wenn du bei einer Luftfederung weitere Feinabstimmung benötigst, werden zylindrische Kunststoffteile im Inneren des Dämpfergehäuses und der Tauchrohre der Federgabel angebracht, um die Menge an Druckluft zu regulieren und die Progressionsrate der Federung zu erhöhen.  

Sie sind besonders nützlich, um deine Federung straffer zu machen, wenn es selbst bei richtig eingestelltem Sag häufig zu Durchschlägen kommt.  

Feinabstimmung deiner MTB-Federung: Ein personalisierter Ansatz

Auch wenn die grundlegenden Tipps nützlich sind, hängt die Einstellung deines MTB-Fahrwerks von deinen persönlichen Vorlieben, deinem Fahrstil und dem Gelände ab, in dem du unterwegs bist. 

Wenn du verstehst, wie deine MTB-Federung funktioniert und wie sich Sag, Zug- und Druckstufe auf das Fahrverhalten auswirken, meisterst du die hohe Kunst der Fahrwerksabstimmung – egal, welches Bike du fährst.  

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    Tess is a freelance copywriter, social media and communications pro based in Brighton with a passion for the outdoors and the mental health benefits it brings.

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