Tagesaktuell: So schlägt sich das Canyon Sidi MTB Team auf der Absa Cape Epic
Finde heraus, wie sich unsere Canyon-Teams beim Absa Cape Epic 2024 schlagen.
Unser Team
613 Kilometer, 16850 Höhenmeter, sieben Etappen – am 17. März 2024 startet die legendäre Cape Epic. 1200 Fahrer haben sich angemeldet, um sich auf den selektiven südafrikanischen Trails durch Stellenbosch, Wellington und Saronsberg zu messen. Zum 20 jährigen Jubiläum des Kultrennens gehen auch folgende Zweierteams des Canyon Sidi MTB Teams an den Start:
• Andreas Seewald (DE) und Marc Stutzmann (CH)
• Petr Vakoč (CZ) und Martin Stošek (CZ)
Der Deutsche Andi Seewald ist dieses Jahr fest entschlossen, nach seinem zweiten Platz bei der Cape Epic 2022 und einem fünften Platz 2023, dieses Jahr gehörig eins draufzusetzen. Nachdem der Marathon-Weltmeister von 2021 letztes Jahr das Roc d'Azur und die deutsche Meisterschaft gewonnen hat, ist der 32jährige fit wie nie.
Auch Marc Stutzmann gehört klar zu den Favoriten. Er ist amtierender Schweizer Meister, letztes Jahr hat Stutzmann die Absa Cape Epic als siebter gefinished.
Petr Vakoč aus Tschechien ist ein begnadeter Allrounder, egal ob auf dem Mountainbike, dem Gravelbike oder auf dem Rennrad. Er ist amtierender Tschechischer Elite Straßenchampion, gewann das De Brabantse Pijl in Flandern und war letztes Jahr zweiter beim Unbound Gravel Rennen.
Martin Stošek, der letztes Jahr zusammen mit Andi Seewald fünfter bei der Cape Epic wurde, ist auch kein unbeschriebenes Blatt: So ist die Silbermedaille bei den XCM Marathon Weltmeisterschaften nur eine von vielen Highlights des Tschechen.
Nachdem Marc Stutzmann ein supererfolgreiches Wintertraining hinter sich hat und letztes Jahr Schweizer Marathonmeister wurde, steigt er jetzt ins erste Team mit Andi Seewald als Partner auf. Er springt für Martin Stošek ein, der den Winter über mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte.
„Wir sind uns sicher, dass der Wechsel innerhalb der Teams ein guter Move war. Alle vier Fahrer sind super-motiviert in Südafrika. Ihr Ziel ist es zu gewinnen“, sagt Team Manager Kristian Hynek.
Das Canyon Sidi MTB Team muss sich ohne Frage gegen eine knallharte Konkurrenz durchsetzen: Nino Schurter und Sebastian Fini vom Team World Bicycle Relief, die Lokalmatadoren Mattew Beers und Howard Grotts (Toyota-Specialized-NinetyOne) sowie das italienische Duo Fabian Rabensteiner und Samuele Porro (Willier Vittoria Factory).
Prolog
Knallharte Trails in brütender Mittagshitze – der Prolog der Absa Cape Epic Jubiläumsausgabe ist Geschichte. 26 Kilometer und 700 Höhenmeter mit knackigen Anstiege und super technischen Abfahrten trennte die Spreu vom Weizen und gab einen Vorgeschmack auf die kommenden sieben Tage.
Die beiden Canyon Sidi MTB-Teams ließen es locker angehen und belegten schließlich die Plätze 7 (Seewald & Stutzmann) und 15 (Vakoč & Stošek). „Der Rückstand zur Führung von drei Minuten ist ganz ohne, aber wir sind voll zufrieden”, zieht Team Manager Kristian Hynek Bilanz.
Die Strecke durch die Weinplantagen von Lourensford, die von Länge und Design eher einem Cross Country- als einem Marathon Kurs glich, war mit allem gespickt, was die Cape Epic-Piloten auch in den nächsten Tagen ewartet: Ultrasteile Rampen bergauf, schnelle, staubige Flowtrails und mit Felsbrocken gespickte Rüttelpisten – eine Cape Epic im Kleinformat sozusagen.
Defekte gab es beim Canyon Sidi-Team trotzdem keine. So werden die Team mechaniker, Gio und Honza, heute Abend an den brand neuen Teambike außer Putzen wenig zu tun haben. „Supereffizient bergauf und eine Maschine bergab. Alles funktioniert perfekt“ – freut sich der Abfahrtsspezialist und Schweizer Meister Marc Stutzmann über sein neues Bike. Das Canyon Lux World Cup CFR im speziellen Untamed-Design feiert auf der Absa Cape Epic 2024 Premiere.
Stage 1
Kleine Ursache, große Wirkung: Ein Engpass kurz nach dem Start kostete beide Canyon Sidi Teams heute viele Sekunden, wenn nicht ein paar Minuten. Ein breiter Schotterweg, der in einer scharfen Kurve schlagartig in einen schmalen Singletrack mündete, sorgte für einen fatalen Stau. Während Marc und Petr, die etwas Vorsprung hatten, gerade noch durch den Engpass schlüpfen konnten, wurden Andi und Martin ausgebremst. „Die Fahrer hinter uns konnten kaum rechtzeitig stoppen, viele schlugen sich durchs Gebüsch an uns vorbei”, berichtet Andi nach dem Rennen genervt. „Obwohl wir später wieder einige Teams überholt haben, konnten wir diese Zeit nicht mehr gutmachen. So landeten Andi Seewald und Marc Stutzmann schließlich auf Rang 8. Petr Vakoč und Martin Stošek folgten Sekunden später und belegten Rang 9.
88 Kilometer und 2450 Höhenmeter waren heute insgesamt zu absolvieren. Die abgelegene, ehemalige Grenzstadt Tulbagh ist bekannt für endlose, staubige Trails. Vier anstrengende Pässe standen auf der Tagesordnung. Zwischen den Peaks wartete jedoch jeweils eine Belohnung in Form von extrem spaßigen Singletrails. Einige davon brandneu und extra für die Absa Cape Epic designed. Kurz vor dem Ziel dann nochmal ein richtiges Brett: „Fanti`s Pass“, ein steiles Schottermonster, jagte nochmal eine gute Portion Laktat in die Beine. Den Canyon Sidi Teams konnte das nichts anhaben: „Wir haben uns super gefühlt“, resümiert Martin Stošek. „Und wäre das Pech am Anfang nicht passiert, hätten beide Teams unter die Top 5 fahren können.
Stage 2
Auch wenn Andi Seewald den heutigen Tag – unzufrieden mit seiner Form – mit ein paar deftigen bayerischen Wortfetzen kommentierte, die Wahrheit ist: heute hat der Marathon-Weltmeister von 2021 die erste Stufe seines Warp-Antriebs gezündet. So konnten Andi und sein Teampartner Marc Stutzmann von gestern auf heute drei Plätze gutmachen – und katapultierten sich auf Rang 5 auf der heutigen Stage.
Vielleicht hat auch der erste Anstieg von über 800 Höhenmetern am Stück die Laune der beiden befeuert. Beide sind Bergspezialisten – je länger und steiler bergauf, desto besser. Genau das hatte der Anstieg von Tulbagh hoch ins Wizenberg-Tal zu bieten. Und obendrein ist dieser technische Singletrail gespickt mit dicken Felsbrocken. „Rund treten kannst hier vergessen, man muss ständig aus dem Sattel zum Ausgleichen“, beschreibt Andi das Martyrium.
Auch die nächsten 60 Kilometer dieser längsten Etappe der Absa Cape Epic sind kein Zuckerschlecken. Ouplaas, Wakkerstroon, Slagboom, Welgemeen – für südafrikanische Trail-Gourmets sind die Bikewege, die durch die Wizenberg-Hochebene führen, allesamt klingende Namen. Fest steht: Ausruhen ist hier nicht. Mal läßt ein Sandloch in der Kurve die Reifen wegschmieren, mal muß man per Bunny Hop über spitze Felsen – nur ja keinen Defekt. Unzählige kleine Rampen zwingen die Piloten aus dem Sattel. „Die DT Swiss Dropper Post ist Gold wert”, sagt Andi. Die war hier oben fast so viel im Einsatz wie die Schaltung.
Mit all dieser Anstrengung in den Beinen, ging es ab Kilometer 70 in den letzten langen Anstieg: raus aus Wizenberg und auf gleichem Weg wie zuvor zurück ins Ziel nach Tulbagh. Auch als Abfahrt hat es dieser Trail in sich und forderte die vollen 100 Millimeter Federweg des Lux Worldcup CFR Untamed– während es im Highspeed-Slalom an den entgegenkommenden Hobbyracern der hinteren Ränge Richtung Ziel ging. Das zweite Duo vom Canyon Sidi Team mit Petr Vakoč und Martin Stošek folgten nur kurze Zeit später als sechste ins Ziel.
„Ein super Rennen“, freut sich Marc Stutzmann mit Zahnpastalachen, der punktgenau zur Absa Cape Epic in der Form seines Lebens zu sein scheint. „Heute sind wir definitiv ein gutes Stück Richtung Podium gerutscht“, freut sich auch Teamchef Kristian Hynek. Das Rennen ist immer noch am Anfang. In den kommenden fünf Tagen kann noch viel passieren.
Stage 3
Andi Seewald und Marc Stutzmann lieferten auf der wohl heißesten Etappe der Geschichte dieses Rennens ein echtes Husarenstück ab und feierten am Ende ihren ersten Etappensieg. Bei 3 Stunden, vierzig Minuten und 24 Sekunden blieb die Uhr am Zielbogen in Wellington stehen. Erst eine Minute und 13 Sekunden später, kamen ihre Verfolger ins Ziel.
Wenig Singletracks, dafür viele flache, breite, grobgeschotterte Pisten und sogar ein guter Anteil Asphalt – typisch für eine Transferetappe, bei der es in erster Linie um Strecke geht und weniger um Fahrspaß. Umso erstaunter waren die beiden Bergspezialisten vom Canyon Sidi Team, dass sie gerade hier brillierten. „Ich hätte nie gedacht, daß wir ausgerechnet diese Etappe gewinnen”, wundert sich Andi.
Dabei ließ das deutsch/schweizer Team von Anfang an nichts anbrennen. Auf den ersten zehn Kilometern nach dem Start ging es vorwiegend bergab auf Asphalt. In halsbrecherischen Geschwindigkeiten lieferten sich die führenden Teams heftige Positionskämpfe. Dann ging es von der Bundesstraße scharf rechts auf gewohnt staubiges Cape Epic-Terrain. Schon hier hatte sich ein Führungspulk um die beiden Canyon-Fahrer gebildet, der sich bis ins letzte Drittel der gesamten Strecke nicht wieder auflösen sollte. Aber gerade die breiten Wege machten es den Fahrern nicht leicht. „Ständig kam es hier zu Ausreißversuchen, weil eben der seitliche Platz dazu da war”, erklärt Marc Stutzmann. Die Rangfolge änderte sich dadurch ständig. „Eine richtige Waschmaschine, wie wir unter Rennfahrern sagen.“
Bei Kilometer 68 hatte Andi dann die Nase voll von diesem zermürbenden Positionswechsel-Spiel. So setzte er im Anstieg kurz vor dem Full Monty Downhill zum Sprint an, zog an drei Teams vorbei und ging in Führung. „Mich hat`s einfach gepackt und außerdem wollte ich in der Abfahrt niemanden vor mir haben”, erinnert sich Seewald später. Im nächsten Anstieg konnte dann Partner Marc einige Lücken nutzen und zog nach. „Auf den letzten 20 Kilometern haben wir dann niemanden mehr gesehen“, grinsen beide unisono.
Der Rückstand auf die Gesamtführenden ist heute geschrumpft, trotzdem haben unsere Helden noch einiges zu tun: 13,7 Minuten müssen die beiden auf den kommenden vier Stages auf die Gesamtführung aufholen, 11,15 Minuten sind es bis zum Podium. Andi Seewald bringt es auf den Punkt: „Einfach wird`s nicht, aber wir greifen nach den Sternen“.
Stage 4
„Volle Attacke“, das war das heutige Motto von Andi Seewald und seinem Partner Marc Stutzmann. Der Kurs schien perfekt, die Motivation auch: Nach dem gestrigen Erfolg standen die Zeichen auf Sieg. Für den ersten Platz reichte es dann trotzdem nicht ganz. Die beiden wurden dritte.
Die Königsetappe sollte es laut Veranstalter heute werden. So standen 88 Kilometer und 3000 Höhenmeter mit drei mörderischen Anstiegen auf dem Programm. Damit wäre die Stage als längste und anstrengendste in die Geschichte der Cape Epic eingegangen. Andi und Marc rieben sich nach dem gestrigen Sieg schon die Hände: „Ganz nach unserem Geschmack, da können wir punkten”. Doch dann, am Nachmittag, die enttäuschende SMS vom Veranstalter: Wegen großer Hitze sollte die Etappe verkürzt werden auf 73 Kilometer und 2550 Höhenmeter. Prinzen- statt Königsetappe.
Die Taktik, voll auf Angriff zu gehen, änderte das Team jedoch nicht. „Es war wie beim Pferderennen“ lacht Marc später. „Die Klappe ging auf und der Andi hat Vollgas gegeben”. Etwa 45 Kilometer lang lag das Canyon Sidi Team in Führung vor Team World Bicycle Relief (Schurter/Fini) und Team Toyota-Specialized-NinetyOne (Beers/Grotts).
Doch kurz vor dem letzten langen Anstieg nutzten die beiden letzteren Teams eine kleine Lücke und konnten Andi und Marc überholen. Es folgte eine Hetzjagd den berüchtigten „Aap Duez“-Serpentinentrail hoch. Nicht enden wollende 700 Höhenmeter und 29 Haarnadelkurven machen Überholmanöver unmöglich. Und in der Mitte, wo der Trail etwas breiter ist, haben die beiden führenden Teams das Tempo so angezogen, daß Überholen unmöglich war. „Marc hat vorne auf mich gewartet, aber ich hatte hier kurz den Anschluß verloren”, ärgert sich Andi. Und so ließen sich Schurter und Co nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. Auch nicht, als es oben in den gebauten Cliffhanger-Downhill ging, der berühmten Serpentinenabfahrt hinunter nach Wellington. Im folgenden Sprint Richtung Ziel konnten die die beiden Teams im Pulk ihre Führung noch weiter ausbauen und gewannen mit einer Minute zehn Vorsprung.
Das zweite Canyon Sidi Team mit Petr Vakoč und Martin Stošek fuhr heute auf Rang 13. „Wir konnten 20 Kilometer ganz vorne mitfahren, dann haben die Beine nicht mehr mitgemacht”, berichtet Martin. „Insgesamt waren wir heute nicht so richtig in Form“.
Innerhalb es Teams ist man mit Rang drei zufrieden. „Wir haben heute ein enormes Tempo vorgelegt und einige haben ganz schön gelitten wegen uns”, grinst Marc später auf der Massagebank. „Mal sehen, wie hoch die Rechnung dafür ausfällt“. Die morgige Etappe wird es zeigen.
Stage 5
70 Kilometer und 1750 Höhenmeter waren zu meistern. Team Toyota-Specialized-NinetyOne und Team World Bicycle Relief lieferten sich einen unerbittlichen Zweikampf und legten ein Mördertempo vor. Andi und Marc hielten sich vornehm zurück und bliebenim Windschatten der Spitzengruppe, ohne zu attackieren.
Wie erwartet, waren einige Teams, die noch am Tag zuvor zur Führungsgruppe gehörten, nicht mehr in den vorderen Reihen zu finden. Nur das Team Bulls Mavericks, in den letzten Tagen ziemlich nach hinten abgefallen, versuchte heute einen Vorstoß.
Während Andi und Marc also hinter der den beiden führenden Teams ihre Reserven geschont hatten, bahnte sich am letzen Anstieg die entscheidende Rochade an. Sebastian Fini vom Team World Bicycle Relief konnte das Tempo von Teampartner Schurter nicht halten und platzte ab. Andi packte die Gelegenheit beim Schopf und konnte überholen: „Dem Sebastian sind einfach die Körner ausgegangen”. Deshalb hat Nino Schurter Marc vorbeigewunken, ein netter Zug“, sagt Andi später. Und so fuhren die beiden mit nur 12 Sekunden Rückstand ins Ziel.
In der Gesamtwertung liegen Andi und Marc nun auf Rang vier. Der Rückstand auf die momentan Dritten, Team Buff Megamo, ist auf drei Minuten geschrumpft. „Platz drei Overall sollte schon drin sein, wenn Schurter und Fini in den nächsten Tagen straucheln, vielleicht sogar Rang zwei“, hofft Andi. „Reserven sind jedenfalls noch da und ich wünschte, es wären noch ein paar Etappen mehr“.
Auch das Orakel äußerte sich heute abend positiv: „Morgen wird ultrazäh. Das spielt euch in die Karten. Alle, die heute Schwierigkeiten hatten, werden morgen gegrillt“, plärrt Björns Stimme aus dem Telefon. Mal sehen, ob er Recht behält.
Stage 6
Pleiten, Pech und Pannen – und am Ende ein etwas undankbarer vierter Platz. Und das trotz einem eigentlich guten Rennen. Das ist die Bilanz der sechsten und vorletzten Etappe auf den Trails rund um Stellenbosch.
87 Kilometer und 2400 Höhenmeter verteilten sich heute auf so viele kleine Rampen, verschlungene Singletrails und Highspeed-Abfahrten, daß das Höhenprofil aussah wie eine Herzfrequenzkurve.
Andi Seewald und Marc Stutzmann liegt diese Streckencharakteristik eigentlich weniger – aber viel Zeit bleibt nicht mehr und das Gerangel ums Podium in der Gesamtwertung hat begonnen.
Also standen die Zeichen heute wieder mal klar auf Angriff. Schon früh formierte sich eine größere Spitzengruppe. Natürlich mit den üblichen Verdächtigen von Toyota-Specialized und World Bicycle Relief. Aber heute auch wieder dabei: Buff Megamo und Willier Torpado, die in den letzten Tagen Federn lassen mußten und sich jetzt wieder erholt hatten. Team Bicycle Relief hatte dagegen Probleme. Schurter stürzte auf einer rutschigen Passage – in der Nacht hatte es stark geregnet. Und Partner Sebastian Fidi schien nach den anstrengenden letzten Tagen schlichtweg die Power zu fehlen.
Beide Canyon Sidi Teams waren dagegen topfit. Team Nummer zwei, die Tschechen Petr Vakoč und Martin Stošek legten anfangs sogar einen fulminanten Führungsritt hin. „Die beiden haben uns in den ersten Kilometern den Weg freigemacht. Es hilft ungemein, so ein starkes Team zur Unterstützung zu haben“, sagt Andi Seewald später.
Bewegung ins Rennen kam dann zur Halbzeit bei der Trailsektion „Toyota tough“. Andi konnte sich mit einer Attacke von der Gruppe absetzen und Marc folgte. Doch dann passierte Andis Malheur: „Irgendwie war ein Schild nicht ganz eindeutig platziert. Jedenfalls bin ich abgebogen anstatt geradeaus zu fahren und mußte umdrehen. Dadurch war natürlich die kleine Lücke, die ich vorher rausgefahren hatte, wieder futsch“.
Der zweite Zwischenfall folgte dann im letzen Drittel. Andi war in der kurvigen Strecke etwas zurückgefallen und hatte keinen Sichtkontakt mehr zu seinem Partner. Er überholte Team Buff Megamo, die gerade am Straßenrand einen Platten flickten. Aber nur ein paar Meter später stand Marc, ebenfalls mit kaputtem Reifen. „Wir haben in Windeseile zwei Löcher geflickt, aber das hat natürlich auch wieder Zeit gekostet“, ärgert sich der Schweizer.
Die letzten Kilometer ins Ziel kämpften Andi und Marc also mit Team Buff Megamo um Platz drei und verloren schließlich mit 19 Sekunden Rückstand. Somit bleibt das große Finale ein Krimi. Die Cape Epic hält so viele Überraschungen und Unwägbarkeiten bereit. „Realistisch für die Gesamtplazierung ist alles zwischen Rang zwei vier“, meint Andi. Wir drücken die Daumen.
Stage 7
Es war ein Wechselbad der Gefühle zwischen Hoffen, Bangen, Euphorie und Enttäuschungen. Acht Tage Kampf, acht Tage körperliche und mentale Höchstleistungen. Acht Tage präzises Zusammenwirken eines ganzen Teams. Mechaniker, Physios, Trainer, Teamchef – jeder Einzelne ist ein kleines, aber unersetzliches Zahnrad im Getriebe.
Für das erhoffte Podium hat es leider nicht gereicht. Andi Seewald und Marc Stutzmann landeten auf Platz vier. Andi, der schon in den ersten beiden Tagen Anlaufschwierigkeiten hatte, dann aber einige Tage zur Höchstform auflief, konnte das Tempo in der letzten Etappe nicht bis zum Schluß durchziehen. Aber das ist das Spezielle an diesem Rennen und der Geist der Teamwertung. Jede Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied.
Die Kunst ist es, punktgenau zwei Fahrer mit möglichst gleichem Level zu definieren. Dazu trainiert das Canyon Sidi Team monatelang für dieses wichtigste Rennen der Saison. Erst kurz vor dem Rennen wird entschieden, wer mit wem zusammen startet.
Andi und Marc schienen Teamchef Kristian Hynek in diesem Jahr als die beste Kombination, um als Team 1 auf Sieg zu fahren. Die vermeintlich „schwächeren“ Fahrer starteten als Team 2 und hatten die Aufgabe, ihre Kollegen zu unterstützen.
Auf den Trails im Jonkershoek Tal bei Stellenbosch leistete dieses Supportteam mit den Tschechen Petr Vakoč und Martin Stošek ganze Arbeit. „Die haben Gas gegeben und wir konnten uns an die beiden dranhängen. Das war wie im Lehrbuch“, erzählt Andi später. Aber trotz Hilfe der Teamkollegen konnte sich Team 1 einfach nicht in der Spitzengruppe halten. Während Marc sein konstant hohes Level auch heute noch durchziehen konnte, hatte Andi Probleme: „Ich habe gekämpft und alles gegeben, habe aber einfach keinen Rhythmus gefunden“.
Zudem hatten die beiden spekuliert, Team Bicycle Relief mit Nino Schurter und Sebastian Fini in dieser letzten Etappe entscheidende vier Minuten abzunehmen. Dann nämlich hätte es für den dritten Platz in der Gesamtwertung gereicht. Stattdessen konnte sich das schweizerisch/dänische Team am Ende sogar noch 39 Sekunden vor den Canyon/Sidi Piloten platzieren.
Nach einem Etappensieg, einem zweiten und einem dritten Platz ist der vierte Platz in der Gesamtwertung ein sehr gutes, wenn auch etwas undankbares Ergebnis. Und auch wenn die Harmonie der beiden – rein physisch – hätte besser sein können: die Chemie und die Kameradschaft hat auf jeden Fall gepasst. Marc bringt es auf den Punkt und lacht wie immer: „Wir hatten eine super Simmung, und das ist ja wohl das Wichtigste“.
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