19 Aug. 2021 Canyon.com
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Laura Philipp: Europameisterin im Triathlon

Wie wird man zur Top-Triathletin Europas? Laura erzählt von ihrem Triumph bei der EM in Finnland, wie sie sich aus ihrem mentalen Tief befreien konnte und wie sie ihre Chancen auf einen Sieg in Kona einschätzt.

Laura Philipp: Europameisterin im Triathlon Laura Philipp races to victory in Finland in August 2021

Die letzten 18 Monate dürften für alle eine Herausforderung gewesen sein – auch für Profisportler. Als Kona 2020, der jährliche Saisonhöhepunkt im Triathlon auf der Langdistanz, coronabedingt abgesagt wurde, mussten viele aus der Triathlon-Community wieder von vorn anfangen.

Nach einem Jahr mit nur sporadischen Trainings und Rennen versuchen jetzt viele Triathleten, wieder in Form zu kommen, um sich für die kommende Weltmeisterschaft auf Hawaii zu qualifizieren. Die Herausforderung ist auch deswegen so außergewöhnlich, weil es durch die wenigen Events letztes Jahr kaum Gelegenheit gab, seine persönliche Bestform und Wettkampfhärte aufzubauen.

Laura Philipp hat sich immer wieder als Triathletin von Weltrang bewiesen, aber auch für sie war die erste Jahreshälfte 2021 voller Ungewissheiten und Verletzungen. Ursprünglich hatte sie es sich zum Ziel gesetzt, früh die Qualifikation für Kona zu sichern und dann bis zum Event im Oktober zur Höchstform aufzulaufen.

Gerade in der Spitzenklasse sind Langstrecken-Triathlons berüchtigt für die enorme körperliche und geistige Kraft, die sie Teilnehmern abverlangen. Wie also hat Laura diese Hürden überwunden?

Laura Philipp mit dem Canyon Speedmax Laura Philipp und ihr Canyon Speedmax CFR

Verletzung, Absagen und Ungewissheit

„Mein Ziel für die Qualifikation war ein Event in Texas im März. Aber als es dann abgesagt wurde, wusste ich nicht, was ich machen soll“, erzählt uns die Sportlerin von ihrem Zuhause in Heidelberg aus. „Ich hatte die letzten paar Monate auf dieses eine Event hintrainiert. Das war für mich ein riesiger Rückschlag.“

Aber die Zeit lief: Laura konnte sich keine Ruhepause leisten, wo doch so viel von ihrer Qualifikation abhing. Nach einer besonders langen Einheit auf dem Rollentrainer bemerkte sie ein Ziehen in der Hüfte, das auch in den folgenden Tagen nicht wieder verschwand. Nach unzähligen Besuchen bei Ärzten und Physiotherapeuten wurde ihr schlimmster Albtraum wahr: „Ich konnte wegen der Verletzung nicht in Tulsa an den Start gehen und hatte keine Ahnung, wie lange ich brauchen würde, um mich zu erholen.“

Laura Philipp auf dem Weg der Besserung

Bei Wettkämpfen ist Timing alles. Das gilt im Triathlon ganz besonders. Sportler müssen auf das Zielevent hintrainieren, damit sie genau dann in Höchstform sind, wenn der Startschuss fällt. Laura war in der Form ihres Lebens – sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass die ganze Vorbereitung, das harte Training und die monatelange Askese umsonst war, brach Laura das Herz. „Ich konnte sieben Wochen lang nicht trainieren. Für Ausdauersportler ist das eine Ewigkeit“, erklärt sie. „Ich habe an Form und Fitness alles verloren. Für mich war das mental ein echter Tiefpunkt,“ fügt sie hinzu.

Die verletzungsbedingte Auszeit war für Laura nicht die erste Erfahrung dieser Art. Sie wusste also, dass sie sich Zeit lassen musste für eine nachhaltige Regenerationsperiode, um so schnell wie möglich wieder dabei sein zu können.

Aber die Zeit lief weiter.

Sie setzte sich mit Ihrem Trainer (und Ehemann, Philip Seipp) hin, um die Saison noch einmal neu abzustecken: Was wäre das nächste Event, bei dem sie sich realistisch für Kona qualifizieren könnte?

Finnland, 14. August 2021. Europameisterschaft der Frauen.

„Das Event ist so besonders, weil die ganzen Medien darauf konzentriert sind“, bemerkt sie, da zum ersten Mal die Meisterschaften der Frauen und der Männer getrennt ausgetragen wurden. „Es wäre zwar schön gewesen, in Frankfurt, wo das Event der Männer stattfand, sozusagen ein Heimspiel zu haben. Aber es war auch etwas ganz Besonderes, ein Event nur für Frauen zu machen, das nicht von parallel abgehaltenen Rennen beeinflusst wird.“

Es fiel mir schwer, meine aktuelle Form zu akzeptieren, und ich war häufig den Tränen nahe.

Laura Philipp

Und so startete sie ihren Weg zurück zur Topform. „Am Anfang fühlte sich das furchtbar an! Ich hatte nahezu meine komplette Leistungsfähigkeit im Bereich Ausdauer verloren, also musste ich wieder die Basis aufbauen, bevor ich das Training überhaupt intensivieren konnte“, erklärt sie. „Es fiel mir echt schwer, meine damalige Form zu akzeptieren, und ich war beim Training immer wieder den Tränen nahe. Ich musste einfach weiter an mich glauben und weitermachen.“

Laura Philipp beim Training in den Bergen von St. Moritz Laura Philipp bei ihrem Höhentraining in den Bergen von St. Moritz

Training in luftigen Höhen

Nicht alle Sportler vertragen Höhentraining. Laura schon: „Jedes Jahr fahren wir nach St. Moritz, und dieses Jahr war es schon mein drittes Mal. Weil ich nur eine so kurze Vorbereitungszeit hatte, konnte ich enorm von der Reise profitieren.“

Laura Philipp genießt die hohen Alpenpässe.

Mit nur fünf Wochen bis zum Start des Events begann sie ihr Aufbautraining für Finnland also drei Wochen lang in alpinen Höhen. „Es war das erste Mal, dass ich wieder richtig gelaufen bin, und ich konnte auch die Intensität steigern. Da hab ich mich zum ersten Mal wieder wie eine Triathletin gefühlt,“ lacht sie.

Mit in die Berge nahm Laura aber nicht wie sonst ihr Rennrad, sondern ein spezielles Triathlon-Rad, das Canyon Speedmax CFR, um ihre Sitzposition und Fitness auf dem Rad intensiv zu verbessern. „Ich habe in der Vergangenheit Schwierigkeiten damit gehabt, in den Kurven aggressiv genug in Position zu gehen. Aber so war es eine tolle Gelegenheit, das zu üben und darin souveräner zu werden“, verrät sie.

Race Ready

Dass Lauras harte Arbeit sich auszahlen würde, wurde am Tag des Events offensichtlich. „Ich habe viel Arbeit in mein Schwimmen gesteckt, weil ich da am schwächsten war“, gibt sie zu. Schließlich seien die Triathleten in der Weltspitze inzwischen Allrounder in allen drei Disziplinen, statt hauptsächlich in ein oder zwei zu glänzen. „Da ich ja erst mit 24 richtig angefangen habe zu schwimmen, war es schon ein berauschendes Gefühl, wie die Form im Rennen so richtig zusammenkam.“

Mit ihrer guten Zeit beim Schwimmen (53:47) war Laura in einer starken Position, sich auch auf dem Rad von ihren Konkurrentinnen abzusetzen. „Ich bin es gar nicht gewohnt, beim Radfahren vorn zu sein. So konnte ich wirklich das Tempo steuern und meine eigene Strategie bestimmen, statt auf andere zu reagieren.“ Auf den 180 km fuhr Laura eine Zeit von 4:48:12, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 37 km/h.

Laura Philipp übertrifft mit ihrem Lauf in Finnland die eigenen Erwartungen.

Aber die echte Überraschung für sie und ihre Fans kam beim Laufen, hier wurde ihre Verfassung auf die härteste Probe gestellt. „In der ersten Woche Training, gerade mal fünf Wochen vor dem Wettkampf, bin ich ganze 9 km gelaufen“, lacht sie, sichtlich verblüfft, dass sie letzten Endes den Marathon mit einer Zeit von 2:52:45 schaffte.

Als die Zeit endlich gestoppt wurde, stand Laura weit vorn.

Durch ihren Sieg in Finnland mit einer Gesamtzeit von 8:38:29 wurde Laura nicht nur Europameisterin, sondern sicherte sich auch den begehrten Kona-Slot für die WM auf Big Island, die coronabedingt auf Februar 2022 verschoben wurde.

Alle Wege führen nach Big Island

Auch wenn Laura mit dem Triumph in Finnland ein wohlverdientes Erfolgserlebnis feiert, ist ihr klar, dass das erst der Anfang gewesen ist. „Aus 2019, als ich Vierte wurde, habe ich gelernt, dass mein Körper sich gut an die Hitze anpasst und dass mir dieses harte Rennen liegt“, – auch dank ihrer mentalen Fähigkeit, sich an schwierige Situationen anzupassen, wie sie meint.

Laura Philipp in Aero-Position auf einer Trainingfahrt in St. Moritz Laura Philipp arbeitet bei einer Trainingsfahrt in St. Moritz an der Aerodynamik.

Ob sie in Kona 2022 den Sieg anpeilt? „Natürlich habe ich nach dem vierten Platz Appetit auf mehr. Aber meine Hauptziele sind einfach, mich im Vergleich zu 2019 zu verbessern und bis dahin gesund zu bleiben“, sagt sie zurückhaltend. „Wenn alles zusammenkommt, denke ich, könnte es sein, dass ich gewinne. Aber ich weiß, wie viele andere starke Frauen mit demselben Mindset wie ich in dieses Rennen gehen. Es ist also alles möglich!“

Canyon Speedmax

Laura Philipp arbeitet bei einer Trainingsfahrt in St. Moritz an der Aerodynamik ihrer Haltung.

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